Vom Rapidstadion in den Friseursalon

Wer sich heute für einen Beruf entscheidet, weiß vor dem Hintergrund des raschen technologischen Wandels und weltweiter Krisen oft nicht, wie er in Zukunft aussehen oder wie lange es ihn überhaupt noch geben wird. Lebenslanges Lernen ist daher ein wichtiges Thema, außerdem stehen Arbeitszeiten und oft auch Arbeitsorte zur Diskussion. Im ipcenter haben Jugendliche die Möglichkeit, überbetriebliche Ausbildungen in den Bereichen körpernahe Dienstleistungen, Augenoptik, Hörgeräteakustik und Medien zu absolvieren. Wir haben sie gefragt, wie sie ihre berufliche Zukunft sehen und was ihnen in punkto Job besonders wichtig ist.

Mariyan Pirinov, Gordana Postin und Nisa Turgaz sind im 1. Lehrjahr der Überbetrieblichen Lehrausbildung zum:zur Friseur:in (Stylist:in). Alle drei wollen sich später gern selbstständig machen und eigene Friseursalons eröffnen. Dass sich ihr Beruf in Zukunft stark verändern wird, denken sie nicht und schon gar nicht befürchten sie, irgendwann von einer Maschine ersetzt zu werden.

Mariyan Pirinov, 15 Jahre

Lehrling vor grauem Hintergrund„Eigentlich wollte ich Geographielehrer werden, aber um dahin zu kommen, muss man lange studieren. Hier im ipcenter gefällt es mir jetzt super. Ich habe schon vieles gelernt, zum Beispiel Haare zu wickeln, zu locken, hochzustecken oder so zu föhnen, dass sie viel Volumen bekommen. Am meisten Spaß macht mir aber die Theorie, etwa darüber, welche Bakterien oder Hautkrankheiten es gibt.

Ich glaube nicht, dass es schwer sein wird, nach der Ausbildung einen Job zu finden, wenn man bereit ist, viele Bewerbungen zu schreiben. Ob ich mein ganzes Leben lang Friseur sein möchte, weiß ich jetzt aber noch nicht, ich kann ja nicht in die Zukunft schauen. Vielleicht werde ich auch Autoverkäufer? Zurzeit sehen meine Pläne so aus, dass ich nach der Ausbildung durch die Welt reisen möchte. In zehn Jahren sehe ich mich auf den Bahamas.

Danach möchte ich einen Friseursalon für Männer eröffnen. Viele Männer brauchen öfter einen Haarschnitt und gehen häufiger zum Friseur als Frauen, manche sogar jede Woche. Vielleicht gibt es irgendwann einmal Roboter aus China, die Haare schneiden können, aber was sie nicht können werden, ist mit den Kund:innen zu kommunizieren. Deshalb wird es unseren Beruf auch weiterhin geben. Wenn ich einen beruflichen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass ich als Friseur bei der Arbeit sitzen könnte. Ich habe früher bei Rapid Wien Fußball gespielt und mir dabei eine Rückenverletzung zugezogen, daher fällt es mir schwer, lange zu stehen.“

Nisa Turgaz, 17 Jahre

Lehrling vor grauem Hintergrund„Ursprünglich wollte ich Pädagogin werden, aber die Schule hat mir dann nicht so zugesagt, deshalb habe ich mich entschieden, Friseurin zu werden. Ich habe schnell gemerkt, dass es mir hier im ipcenter gefällt. Besonders viel Spaß macht mir die Praxis und ich freue mich darauf, noch viel zu lernen. Vor allem interessiert mich das Haarefärben. Ich glaube, dass mir das besonders liegt, und ich würde es gern noch besser können. Ich habe noch nicht viel Erfahrung und bin froh, dass ich hier kleine Schritte in Richtung Beruf gehen kann.

Mein Wunsch ist es, mich irgendwann mit einem kleinen Salon in Wien selbstständig zu machen, wobei mir der Bezirk nicht so wichtig ist. Ich möchte etwa acht Mitarbeiter:innen haben. Vor der Selbstständigkeit ist es aber wichtig, viel Erfahrung zu sammeln. Ich möchte gern in Vollzeit arbeiten und denke, dass sich das gut mit Familie und Freizeit vereinbaren lässt. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass mir der Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert wird. Von meinen Eltern, die eine Bäckerei haben, weiß ich, dass der Anfang oft sehr schwierig ist.”

Gordana Postin, 18 Jahre 

Lehrling vor grauem Hintergrund„Ich habe schon Erfahrungen in Sozialberufen und berufliche Praxis in Friseurgeschäften im 2. und im 10. Bezirk gesammelt. An der Ausbildung zur Friseurin interessieren mich Theorie und Praxis gleichermaßen. Ich fand es zum Beispiel sehr interessant, als wir uns mit den Haarschichten beschäftigt haben und damit, in welche Schicht Pigmente beim Färben oder Tönen eindringen.

Ich würde gern noch viel dazulernen und Schulungen in Strähnentechnik, Schneidetechnik und Ballfrisuren machen. Später will ich mich selbstständig machen und am liebsten gleich mehrere Salons mit jeweils etwa sieben bis neun Mitarbeiter:innen eröffnen. Ich möchte dann auch selbst Lehrlinge ausbilden.

Ich glaube nicht, dass sich unser Beruf in Zukunft stark verändern wird. Eine Maschine kann nicht Haare schneiden, weil ihr das Feingefühl fehlt, da ist der Mensch nicht ersetzbar. Super wäre es aber, wenn wir in Zukunft mehr Geld verdienen würden.”