Mit der Kamera auf Irrfahrt zu sich selbst
Während der Überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA) zum/zur Medienfachmann/Medienfachfrau (m/w/x) entstehen im ipcenter viele Arbeiten, die auf irgendeine Weise besonders sind, viel Lob bekommen und im Gedächtnis bleiben, auch wenn die Lehrlinge längst mit dem nächsten Projekt beschäftigt sind. Solche „Lieblingsstücke“ – zum Beispiel eigene Kreationen von Ausstellungsplakaten, 3-D-Papierkunst, Fotografien und Radierungen – sind bis zum 30. Oktober 2024 im 2. Stock des U4-Centers ausgestellt.
Besonders vielseitig sind diese „Lieblingsstücke“, wenn sie verschiedene Medien, künstlerische Darstellungsformen und Techniken miteinander kombinieren. Einige Jugendliche haben sich zum Beispiel im Rahmen ihrer ÜBA ein Produkt ausgedacht und dafür den Vermarktungsprozess von der Konzeption der Zielgruppe über die Verpackung und das Werbeplakat bis hin zum Werbespot durchgespielt. Ein Beispiel ist die „Radiance Blossom Moisturizing Cream“ von Trung Nguyen. Der Werbespot für die erfundene Gesichtscreme wirkt durch die geschickte Verwendung von Musik, Bild, Schnitt und englischsprachiger Vertonung so professionell, dass er im Kino, Fernsehen oder Internet gezeigt werden könnte, ohne den Verdacht zu erregen, dass es weder das Kosmetikprodukt noch die Herstellerfirma gibt.
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Von der wunderbaren Welt der Werbung, in der die Verwendung einer speziellen Creme Frauen zarte Schönheit verspricht, ist es nur scheinbar ein großer Schritt zu anderen Filmen, die zu „Lieblingsstücken“ geworden sind, obwohl sie ein alptraumhaftes Szenario zeigen, in denen einsame Frauen von Ängsten gequält werden. In dem Musikvideo „Autophobie“, das Leona Pitsch zu dem Titel „Broad Sky“ von ES_Conversion gedreht hat, versucht eine junge Frau, vor sich selbst und ihrer Angst vor dem Alleinsein davonzulaufen.
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Mehr InformationenIn „Inner Mind“, einem Kurzfilm von Hümeyra Yavuz, schläft Darstellerin Rajana Ilieva in Unterricht ein und irrt kurz darauf mutterseelenallein durch die leere Schule. Die einzige, der sie dabei immer wieder begegnet, ist sie selbst.
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Die Kamera, die uns auf dieser Irrfahrt zu sich selbst soghaft mitzieht, führt hier wie auch in zwei anderen Kurzfilmen, die für die „Lieblingsstücke“ eingereicht wurden, Hadia Tahiri. Alle fallen durch ihre einfühlsame Kamera- und Darstellerinnenführung und durch ihr Gespür für Atmosphäre und Dramaturgie auf. In „Fear“ erzählt Hadia Tahiri von einer jungen Frau (Aria Tahiri), die es sich mit Popcorn auf dem Sofa in ihrer kleinen Wohnung gemütlich gemacht hat. Doch die Stimmung ist von Anfang an düster, denn mit dem unheimlichen Film, den sie sich auf ihrem großen Fernseher anschaut, dringt der Horror auch in ihre kleine Welt ein. Zuerst bekommt sie einen Anruf, eine Nachricht und ein Foto von einer unbekannten Nummer auf ihr Handy, dann läutet und klopft es an der Tür, aber als sie öffnet, steht niemand draußen. Nachdem sie die Tür von innen zugesperrt hat, muss sie feststellen, dass das Unheimliche trotz aller Versuche, es abzuwehren, längst Einzug in ihr Wohnzimmer gehalten hat.
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„Hadia“ heißt ein anderer Film, den Hadia Tahiri bei den „Lieblingsstücken“ eingereicht hat und der eher dokumentarischen Charakter hat: Eine junge Frau und ihre Tochter leben zusammen in einer kleinen Wohnung. Jeden Morgen klettern sie in den Kofferraum eines Kleinbusses, der sie zu einer Haselnussplantage bringt, wo die Mutter hart für den Lebensunterhalt arbeiten muss. Zusätzlich anstrengend für sie ist, dass ihre Tochter sie immer wieder mit dem Wunsch nach Geld bestürmt. Schließlich stellt sich heraus, dass die Tochter das Geld nicht für sich möchte, sondern für die Mutter, der sie ein Geschenk kaufen möchte, das ihr Leben deutlich angenehmer machen wird. Hadia Tahiris Gefühl für die richtige Kameraeinstellung und Perspektive lässt uns ganz nah an diese Kleinstfamilie heranrücken.
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Ganz anders, aber auf seine Weise ebenso interessant ist das „Teamprojekt Claude Monet“, für das sieben Medienlehrlinge sechs bekannte Gemälde des französischen Impressionisten zu Klaviermusik von Ravel animiert haben. Monets Menschen bewegen sich zu Fuß oder mit dem Boot durch die Szenerie und über den Himmel fliegt die Silhouette eines Vogels. Auf dem Bild „Sonnenuntergang bei Lavacourt“ lassen die Lehrlinge anders als es der Bildtitel besagt die Sonne über dem Ort aufgehen – so viel künstlerische Freiheit darf sein -, während sich im Vordergrund Büsche und Bäume im Wind wiegen.
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Frei scheint auch die Katze zu sein, die Kieren Chang mit schwarzem Strich einfach, aber effektvoll animiert hat. Sie lässt sich durch ein Shopping-Center treiben und wird dabei in jeder Hinsicht schmerzhaft mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Geld nicht ausreicht, um sich ihre Konsumwünsche zu erfüllen. Als plötzlich eine Kreditkarte vom Himmel fällt, scheint sich das Blatt zu wenden – oder ist das nur „A dreamy adventure“, wie es uns der Filmtitel ankündigt? Am Ende des zweiminütigen Films befinden wir uns jedenfalls nicht mehr in einem Einkaufszentrum, sondern im ipcenter an der Breitenfurter Straße, wo die Medienlehrlinge ausgebildet werden. Der Katze, die hier wahrscheinlich ihren Ursprung genommen hat, wacht aus ihrem Traum auf. Liegt ihre Zukunft vielleicht in einem Job bei McDonald’s? Realistischer als Geld, das vom Himmel regnet, ist diese Aussicht allemal. Die Medienlehrlinge jedenfalls zeigen mit ihren Lieblingsstücken, dass sie in ihrer Überbetrieblichen Lehrausbildung so viele Fachkenntnisse erwerben, dass sie in Zukunft nicht auf einen himmlischen Geldregen angewiesen sein werden.
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Mehr Informationen
Die Ausstellung „Lieblingsstücke“ läuft noch bis zum 30. Oktober 2024 im 2. Stock des U4–Centers, Schönbrunner Straße 218-220, 1120 Wien. Einen Überblick gibt es im ip.forum.
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