Bildungsprojekte | Lehrausbildung

In halber Lehrzeit von der Hilfs- zur Fachkraft

Wir lernen nie aus: Es können nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene im ipcenter einen Lehrabschluss erwerben. Während der Facharbeiter:innenintensivausbildung, kurz FIA, werden sie zu Expert:innen in Sachen Schönheit und Pflege und tragen zugleich dazu bei, den derzeitigen Mangel an Fachkräften zu beheben. Wer für die Ausbildung infrage kommt und was sie von einer klassischen Lehre unterscheidet, erläutert die stellvertretende ipcenter-Geschäftsführerin Monika Kovacs.

Was ist bei der FIA anders als bei einer Lehre?

Die Lehre in dualer Form, also in einem Lehrbetrieb plus Berufsschule, für die Österreich und Deutschland weltweit bewundert werden, steht allen ab 15 Jahren offen. Die Facharbeiter:innenintensivausbildung wendet sich dagegen an Interessierte ab 18 Jahren. Sie können in halber Lehrzeit einen Beruf erlernen und den Lehrabschluss machen. Damit legen sie sich den Grundstein für ein gesichertes Erwerbsleben. Das ist besonders heute, in Zeiten eines Fachkräftemangels, der die Wirtschaft ausbremst, ein wertvolles Instrument, um rasch junge Talente zu qualifizieren.

Für wen eignet sich die FIA?

Für Menschen ohne Berufsabschluss, die in der Regel als Hilfskräfte tätig sind. Durch die Berufsausbildung stärken sie ihre Chancen und ihren Wert am Arbeitsmarkt, denn Fachkräfte sind gefragt wie nie.

Wie schaut die Ausbildung aus und wie lange dauert sie? 

Die FIA wird in Form eines Lehrgangs angeboten, der über eine Zubuchung durch das AMS Wien zugänglich ist. Übers Jahr verteilt gibt es mehrere Einstiegsmöglichkeiten. Die praktischen und theoretischen Kenntnisse werden gemeinsam und in halber Lehrzeit vermittelt.

Welche Berufe kann man dabei erlernen?

Das ipcenter ist unter anderem auf Berufe rund um Gesundheit und Schönheitspflege spezialisiert. Ausgebildet werden derzeit Kosmetik:innen und Fußpfleger:innen in einer Doppellehre sowie Friseur:innen (Stylist:innen):

Alena Simankova, 38 Jahre, FIA zur Kosmetikerin

Kursteilnehmerin Alena Simankova sitzt an einem Computertisch und lächelt in die Kamera

„Mit 38 Jahren bin ich eine der ältesten Teilnehmerinnen hier im Lehrgang. Ich habe 13 Jahre lang als Kindergartenpädagogin gearbeitet, aber wegen Corona wurde mir das alles zu viel – ich musste zeitweise 50 Kinder alleine betreuen! Meine Cousine, die als Make-Up-Artistin in Prag arbeitet, hat dann gemeint, dass ich doch auch Talent dafür habe. Ich habe dann beim AMS angefragt und schon nach drei oder vier Monaten einen Lehrgangsplatz beim ipcenter, das ich schon von einem Englischkurs her kannte, bekommen. Die 15 Monate umfassende Ausbildung ist sehr intensiv und schon ab und zu anstrengend, aber ich bin immer noch sehr motiviert. Am meisten Spaß machen mir die praktischen Anteile und der Umgang mit Menschen. Mein Ziel ist es,
mich als Kosmetikerin selbstständig zu machen. Ich habe viele Freundinnen in der Branche, die zum Beispiel als Nageldesignerinnen arbeiten, und
wir wollen gemeinsam etwas aufbauen.”

Es gibt jetzt ein neues, modulares Konzept für die FIA, dessen Ziel es ist, die Ausbildung noch stärker mit dem Arbeitsmarkt zu verschränken. Wie kann das gelingen?

In einer Grundqualifizierung Schönheitspflege erwerben die interessierten Personen zunächst die grundlegenden fachlichen und theoretischen Kompetenzen der verwandten Lehrberufe Friseur:in, Kosmetik und Fußpflege. Mit diesen grundlegenden Kenntnissen haben sie dann verschiedene berufliche und ausbildungstechnische Anschlussmöglichkeiten. Eine davon ist der Eintritt in die darauffolgende Ausbildung, die bis zum Lehrabschluss führt.

Nicht alle Auszubildenden werden bis zum Lehrabschluss begleitet. Welche anderen Wege gibt es?

Den Absolvent:innen der Grundqualifizierung, die danach nicht in den folgenden FIA-Lehrgang eintreten, stehen unterschiedliche Wege offen: Sie beginnen direkt einschlägig zu arbeiten, setzen ihre Ausbildung in einem Betrieb fort oder nehmen an einer Arbeitsstiftung teil, um ihre Ausbildung abzuschließen. Was auch immer gewählt wird, eines ist garantiert: Die Ausbildung ist nah am Arbeitsmarkt.

Wie viel Prozent der Teilnehmenden schließen die FIA erfolgreich ab?

Die Erfolgsquote beträgt etwa 80 Prozent, davon viele mit gutem oder sehr gutem Erfolg. Dieser Erfolg ist unter anderem der Arbeit der Trainer:innen zu verdanken.

Manuela Steiner, 51 Jahre, FiA-Trainerin

Trainerin der Facharbeiter:innenintensivausbildung, Manuela Steiner seitlich abgebildet und lächelnd im Gespräch

„Ich bin seit 9 Jahren Trainerin bei ipcenter und unterrichte die angehenden Kosmetiker:innen und Friseur:innen unter anderem im Rechnen. Gerade betreue ich meine sechste Gruppe. Bei mir lernen die Teilnehmenden alles Wichtige über kaufmännische Kalkulationen, Rabatte, Materialkosten und Lohnkosten. Ich arbeite sehr gern mit Erwachsenen zusammen und auch die, die nicht gut rechnen können, sagen, dass es ihnen Spaß macht. Ich möchte auch die Schwächsten mitnehmen. Wichtig ist, dass alle zum Ziel kommen. Bei der Prüfung müssen sie auch den schriftlichen Teil schaffen, darum strenge ich mich sehr an. Bei der letzten FIA haben wir 9 von 10 Teilnehmenden durchbekommen.”

 

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