Denkanstoß | Bildungsprojekte | Lehrausbildung

„Ich träume von einem Familienbetrieb“

Wer sich heute für einen Beruf entscheidet, weiß vor dem Hintergrund des raschen technologischen Wandels und weltweiter Krisen oft nicht, wie er in Zukunft aussehen oder wie lange es ihn überhaupt noch geben wird. Lebenslanges Lernen ist daher ein wichtiges Thema, außerdem stehen Arbeitszeiten und oft auch Arbeitsorte zur Diskussion. Im ipcenter haben Jugendliche die Möglichkeit, überbetriebliche Ausbildungen (ÜBA) in den Bereichen körpernahe Dienstleistungen, Augenoptik, Hörgeräteakustik und Medien zu absolvieren. Wir haben sie gefragt, wie sie ihre berufliche Zukunft sehen und was ihnen in punkto Job besonders wichtig ist.

Valentina Spasosević hat im September 2022 mit der ÜBA zur Medienfachfrau begonnen; Rene Bauch und Julia Pajic sind bereits im dritten Lehrjahr. Alle drei schätzen es besonders, dass sie bei der ÜBA ein sehr vielfältiges Bildungsangebot aus verschiedensten Bereichen vom Verpackungsdesign bis zum Videoschnitt bekommen. Und sie wissen, dass Weiterbildung in ihrem Beruf besonders wichtig sein wird, da nicht nur die Computerprogramme ständig weiterentwickelt werden, sondern es auch immer wieder neue Designtrends gibt. Spaß am Job zu haben ist ihnen das Wichtigste, wenn sie in ihre berufliche Zukunft schauen. Damit sie auch künftig gern zur Arbeit gehen, legen sie Wert auf ein gutes kollegiales Miteinander, das über die berufliche Tätigkeit hinausgeht.

 

Rene Bauch, 20 Jahre

Medienlehrling Rene Bauch über seine Zukunftserwartungen„Ich habe erst eine Lehre zum Maler gemacht, die mir aber keinen Spaß gemacht hat. Nach verschiedenen AMS-Kursen bin ich hierher gekommen. Auf die Ausbildung zum Medienfachmann habe ich lange gewartet, weil es nur wenige Plätze gab. Die Trainer:innen waren sehr freundlich und haben mir angefangen von den Basics alles beigebracht: Mit welcher Software man arbeitet, also zum Beispiel mit Photoshop für Bilder und Illustrator für Zeichnungen; die ganze Theorie dahinter und auch die Arbeitsabläufe.

Nach der Lehrabschlussprüfung werde ich sechs Monate zum Bundesheer gehen und dann würde ich gern so schnell wie möglich eine Firma finden, in der ich arbeiten kann. Da ich mich sehr für Transport und öffentliche Verkehrsmittel interessiere, würde ich am liebsten zu den Wiener Linien, den ÖBB oder den Wiener Lokalbahnen gehen und für eines dieser Unternehmen Imagefilme, Plakate oder Folder produzieren. Die größte Freude macht es mir, etwas zu kreieren, was Leute wirklich verwenden können.

Was wir hier im ipcenter lernen, ist mehr, als die Firmen draußen erwarten. Wir sind nicht nur Graphik-Designer, sondern beherrschen auch Druck und Video, was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt vergrößert. Wer nicht bereit ist, sich an neue Trends anzupassen, ist als Medienfachmann im falschen Job. Ich habe als Maler schon einmal in einem Job gearbeitet, an dem ich keine Freude hatte, deshalb steht für mich die Freude am Beruf an erster Stelle und ist wichtiger als das Geld. Wenn ich eine Firma gefunden habe, in der ich mich wohlfühle, dann ist es mir egal, wie lange ich arbeite, dann spielt die Zeit keine Rolle.

Homeoffice als Variante zu haben wäre definitiv schön, weil wir durch die Coronazeit auch schon auf den Geschmack gekommen sind, wie es ist, zu Hause zu arbeiten. Es ist super, seine eigene Firma zu haben, aber ich fühle mich wahrscheinlich wohler, wenn ich mit Leuten zusammenarbeite und Projekte voranbringe. Ich sehe mich eher als Teamplayer, weil in einer Gruppe viel leichter neue Ideen und eine gemeinsame Vision entstehen. Wenn ich mich gut mit den anderen verstehe, brauche ich auch keine Benefits, denn was nützt mir zum Beispiel eine Jahreskarte, wenn ich sie nur verwende, um so schnell wie möglich von der Firma wegzukommen?”

 

Julia Pajic, 19 Jahre

Medienlehrling Julia über seine Zukunftserwartungen„Ich habe schon als Kind gern gezeichnet und wollte daher beruflich etwas Kreatives machen, habe aber am Anfang Angst gehabt, dass die Ausbildung zur Medienfachfrau sehr stressig ist. Doch nach drei Jahren muss ich sagen, dass es mir wirklich sehr gut gefällt. Ich habe viele Freunde gefunden und viel Neues gelernt, zum Beispiel den Umgang mit Adobe-Programmen, den ich mir am Anfang gar nicht zugetraut habe, aber jetzt macht er mir sehr viel Spaß. Mein Traum ist es, mich mit meinen Zeichnungen, die sehr stark von japanischen Animes und Mangas inspiriert sind, selbstständig zu machen. Ich träume von einer eigenen Ausstellung in einem Museum oder von einem Art Studio, das wäre cool. Und ich möchte mich gern weiterentwickeln, zum Beispiel mit Acrylfarben malen.

In der Ausbildung gefällt mir das Logo-Design an besten, ich entwerfe gern Sticker und außerdem begeistert mich Webdesign. Da jede Firma ein Logo und eine Webseite braucht, glaube ich, dass es nicht schwer werden wird, einen Job als Graphikdesignerin zu finden. Meine erste Anstellung hätte ich gern in einer Agentur.

Für mich ist es wichtig, Spaß an der Arbeit zu haben, denn dann steigt die Motivation, dann arbeite ich mehr und bekomme auch mehr Geld. Außerdem finde ich es wichtig, im Job Unterstützung zu bekommen, wenn man zum Beispiel Ängste hat oder in Gefahr ist, ein Burnout zu bekommen. Außerdem hätte ich gern flexible Arbeitszeiten: Es ist kein Problem für mich, am Abend lange zu arbeiten, aber in der Früh bin ich immer sehr müde.

Ich kann mir gut vorstellen, einmal für ein Jahr im englischsprachigen Ausland zu arbeiten.

In zehn Jahren möchte ich mein eigenes Unternehmen gegründet haben, zusammen mit meiner Schwester, die Informatik studiert. Ich träume von einem Familienbetrieb, in dem ich Webseiten gestalte und meine Schwester sie programmiert und mit dem wir beide erfolgreich und glücklich sind.“

 

Valentina Spasojević, 18 Jahre

Medienlehrling Valentina über seine Zukunftserwartungen„Eigentlich sollte ich aufs Gymnasium gehen, aber das hätte mir zusammen mit einem Studium alles zu lange gedauert. Weil ich sehr kreativ bin, hat mir der AMS-Berater eine Ausbildung zur Medienfachfrau vorgeschlagen. In der Ausbildung machen mir die Bildbearbeitung und der Videoschnitt am meisten Spaß – wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich wünschen, dass wir uns noch viel mehr um diese Themen kümmern. Ich fotografiere sehr gern und möchte die Bilder, die ich mache, auch selbst bearbeiten, das liegt mir einfach am Herzen.

Die Firmen sind auf einen Bereich, zum Beispiel Druck, spezialisiert, aber in der überbetrieblichen Ausbildung lernen wir hier alles, deswegen bin ich sehr gerne hier. Für mich ist es wichtig, Freude an der Arbeit und nette Kolleg:innen zu haben. Wenn man sich zwingt, zur Arbeit zu gehen, ist das nicht gut. Aber wenn man aufsteht und denkt, dass man heute Spaß haben wird, fördert das die mentale Gesundheit.

Was die Arbeitszeit angeht, habe ich gemerkt, dass ich später am Abend kreativer bin, dann zeichne ich gern etwas oder schreibe an einem eigenen Buch, in dem ich aufschreibe, was ich vom Leben gelernt habe. Wichtig sind mir zwei freie Tage in der Woche.

Nach der Lehre möchte ich als Fotografin arbeiten. Wenn das nicht klappt, kann ich mir auch vorstellen, als Graphikdesignerin zu arbeiten. In zehn Jahren sehe ich mich in einem eigenen Fotostudio, in das alle gern zum Fotografieren kommen würden. Und ich hätte mein Buch fertiggeschrieben. Über eine längere Auszeit im Ausland habe ich noch nicht nachgedacht, ich sehe mich eher in Wien. Aber wenn ich reich werde oder einen Auftrag bekommen würde, im Ausland zu fotografieren, würde ich es natürlich machen.“

 

Weitere Beiträge zu diesem Thema: 

Drei Lehrlinge aus der überbetrieblichen Lehrausbildung zum Hörgeräteakustiker, Maret Abubkarowa, erzählen von ihren beruflichen Träumen und Wünschen

„Ich wünsche mir eine fixe Arbeit“
Wer sich heute für einen Beruf entscheidet, weiß vor dem Hintergrund des raschen technologischen Wandels und weltweiter Krisen oft nicht, wie er in Zukunft aussehen oder wie lange es ihn überhaupt noch geben wird.

 

Lehrlinge über ihre Zukunftserwartungen

„Herrenschnitte kann ich schon ganz gut“
Das Gerät in Özlem Gezers Hand ähnelt einem dicken Filzstift mit Kabel und ist ein echtes Multitalent. Özlem kann es wie einen Mini-Staubsauger benutzen und die Haut ihrer Kundin porentief reinigen, indem sie mit dem Gerät über das Gesicht fährt.

 

Mit Multitalent und Motivation zur Spezialistin
Das Gerät in Özlem Gezers Hand ähnelt einem dicken Filzstift mit Kabel und ist ein echtes Multitalent. Özlem kann es wie einen Mini-Staubsauger benutzen und die Haut ihrer Kundin porentief reinigen, indem sie mit dem Gerät über das Gesicht fährt.