Bildungsprojekte | Lehrausbildung

Eine Quereinsteigerin schafft Raum für Bildung

Wo Jasmin Scholz ist, bleibt oft kein Stein auf dem anderen. Denn die 35-Jährige schafft im ipcenter buchstäblich Raum für Bildung: Als operative Leiterin des Teams „Infrastruktur und Einkauf“ ist sie dafür zuständig, dass es immer genug Platz für alle Lehrlinge und Kursteilnehmende gibt, die im ipcenter etwas lernen wollen. Und da sowohl der Bedarf als auch das Angebot kontinuierlich wachsen, hat Jasmin Scholz alle Hände voll zu tun: „Wir bauen eigentlich dauernd irgendwo um.”

Als sie vor zehn Jahren beim ipcenter angefangen hat, gab es drei Lehrberufe an zwei Standorten. Mittlerweile werden fünf Lehrberufe angeboten, und die Zahl der Lehrlinge ist auf rund 400 gestiegen. „Wir haben jetzt bewusst alles an der Breitenfurter Straße 111/113 zentralisiert, weil alle Jugendlichen an einem Standort sein sollten.” Das heißt, dass hier im 12. Wiener Gemeindebezirk nicht nur Kosmetiker:innen, Friseur:innen, Augenoptiker:innen, Hörgeräterakustiker:innen und Medienfachleute ausgebildet werden, sondern dass auch die Jugendwerkstatt im Oktober 2022 ein ganzes Stockwerk bezogen hat. Dort können Jugendliche, die noch nicht wissen, welchen Lehrberuf sie ergreifen möchten, in verschiedene Berufe hineinschnuppern. Wo vor kurzem noch ein Pausenraum war, befindet sich jetzt das Friseurstudio der Jugendwerkstatt. „Das war eine Schnellübersiedlung”, schmunzelt Jasmin Scholz. „In drei Tagen war alles erledigt.”

Mitarbeiter:innenfoto von Jasmin Scholz, die stehend in die Kamera lächelt.

Jasmin Scholz, Teamleitung Infrastruktur und Einkauf

Dass die Quereinsteigerin mittlerweile ein absoluter Profi in Sachen Umzug ist, hätte sie selbst am wenigsten erwartet, als sie 2013 beim ipcenter angefangen hat. Nach zehn Jahren im Gastgewerbe wollte sie beruflich umsatteln und saß zunächst am Empfang. Doch nach und nach hat sie immer mehr Nebentätigkeiten im Backoffice übernommen und entwickelte sich für sie selbst überraschend zur Expertin in Sachen Infrastruktur. „Ich habe fast alles, was ich jetzt mache, dazugelernt. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich mal so drin bin in der Planung und Übersiedlung. Es ist total spannend.”

An diesem Tag ist ihre Expertise unter anderem in Raum 004 im Erdgeschoss gefragt. Die 12 Arbeitsplätze hier reichen nicht mehr aus, 16 sollen es werden. Zusammen mit ihrer Kollegin Eva Dolezal sowie den beiden Mitarbeitern der Haustechnik und Handwerkern bespricht Jasmin Scholz den Umbau. Ihre Idee: In der Mitte des Raums eine Insel zu schaffen. Außerdem fehlt derzeit ein Trainer:innen-Arbeitsplatz. „Den können wir am besten dort einrichten”, zeigt Jasmin Stolz auf eine ihrer Sicht nach geeignete Stelle im Raum. Die anderen sind sofort überzeugt und Jasmin Scholz ist froh über die einvernehmliche Lösung: „An der Stelle ist auch die nötige Elektrik schon vorhanden, das spart Geld.”

Unnötige Investitionen werden auch vermieden, wenn die Studios für die angehenden Friseur:innen dort entstehen, wo es bereits Küchen und damit Wasseranschlüsse gibt. Auch hier profitiert Jasmin Scholz mittlerweile von ihrer Erfahrung: „Das ist schon das fünfte Friseurstudio, das ich einrichte”, sagt sie und schaut sich in dem Raum im 2. Stock um. Noch stehen Frisiertische, Waschbecken, Sessel und Regale in Gruppen und teilweise unausgepackt herum, noch fließt kein Wasser und bläst kein Föhn, doch es ist nur eine Sache von Tagen, dass hier der Betrieb losgeht und die Lehrlinge an 12 zusätzlichen Plätzen das Schneiden, Färben und Eindrehen üben können.

Dass immer genug Raum für Bildung vorhanden ist, setzt neben vielen Übersiedlungen manchmal auch das Einreißen von Wänden voraus. „Hier in der Breitenfurter Straße haben wir Glück mit unserem Vermieter, der uns freie Hand lässt.” Das gilt auch für die Stromleitungen, die in dem ursprünglich für eine Büronutzung gedachten Gebäude nicht auf den Bedarf von Studios und Labors ausgerichtet waren. Die Hauptleitung wurde deshalb schon verstärkt: „Man ahnt gar nicht, wie viel Strom ein Friseursalon braucht.”

Gestapelte STühle und Kartons zeigen, dass hier ein Umzug stattfindet

Hier entsteht bald ein weiterer Friseursalon.

Nicht immer ist bereits bei der Planung absehbar, was später benötigt wird. Im Kosmetikstudio der Facharbeiter:innenintensivausbildung zum Beispiel haben nicht nur die Betten ausgedient, sondern es soll künftig auch eine Waschmaschine hier geben: „Das ist so ein typisches Ding”, sagt Jasmin Scholz: „Wir planen einen Bereich und zuerst heißt es, dass keine Waschmaschine gebraucht wird. Jetzt gibt es aber doch Bedarf und wir müssen einen Wasser- und einen Elektroanschluss nachrüsten.” Weil sie gerade hier ist, rückt sie gleich einen Schrank von der Wand, um sich die Anschlüsse dahinter anzuschauen und einen möglichen Aufstellort für die Maschine zu finden. Scheu, selbst anzupacken, hat Jasmin Scholz nicht: „Ich helfe auch, wenn Möbel aufzubauen sind.”

Obwohl sie so präsent und zupackend ist, mache ihr doch die Planung am meisten Spaß. Dafür zieht sie sich gern zurück: „Für die Denkarbeit nutze ich das Homeoffice.” Die Erfahrungen, die sie dabei sammelt, machen künftige Veränderungen leichter: „Es wird von Umzug zu Umzug entspannter.” Jasmin Scholz weiß heute zum Beispiel, wie viele Tage Installateur, Bodenleger, Elektriker oder Trockenbauer für eine bestimmte Aufgabe benötigen. „Dabei muss ich so planen, dass sich die Handwerker nicht im Weg stehen.” Das meiste Kopfzerbrechen bereitet ihr aber ein für ein Weiterbildungsinstitut zentrales Kriterium: „Die größte Herausforderung ist es, den Kursbetrieb so wenig wie möglich zu stören.” Besonders schwierig war das, als vor einigen Jahren ein kompletter Standort mit fünf Etagen verlegt werden musste, ohne den Kursbetrieb zu beeinträchtigen. „Das hat mir viele schlaflose Nächte bereitet.”

Bei ihrer Arbeit habe sie eines gelernt: „Nicht mehr auf den Zentimeter genau zu planen.” Denn allzu oft stellte die Realität diesen Detailplanungen Heizkörper oder Säulen in den Weg. „Jetzt sage ich, da ungefähr muss der Tisch stehen, und der Elektriker macht das.” Zwei Wochen Planung, eine Woche Genehmigungszeit durch die Geschäftsführung und drei bis vier Wochen Umbau – in diesem Rhythmus arbeitet Jasmin Scholz schon seit Jahren erfolgreich. Und schafft auf diese Weise für immer mehr Jugendliche, Mitarbeiter:innen und Kund:innen immer mehr Raum für Bildung.

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