Bildungsprojekte | Lehrausbildung

Dank viel Praxis denken Lehrlinge schnell wie Profis

Großen Wert auf die Praxis wird in der Überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA) zum Medienfachmann/-frau (m/w/x) gelegt, die das ipcenter im Auftrag von AMS und waff anbietet. Die Jugendlichen lernen nicht nur an den Computern und in den Studios in der Breitenfurter Straße 111-113, wie sie Firmenlogos und Corporate Designs entwickeln, Dateien druckfertig machen oder Videos schneiden, sondern auch in den zwölf Wochen Praktikum, die pro Lehrjahr vorgesehen sind. „Die Firmen, in die wir unsere Lehrlinge für Praktika vermitteln, loben immer wieder das breite Spektrum der ÜBA”, sagt Gabriela Meyer, die im ipcenter für das Outplacement zuständig ist: „Wir bieten von allem etwas und vermitteln Themen, die nicht nur für die Prüfung, sondern auch für die Praxis wichtig sind.”

Was ein:e Cutter:in macht, lernen die Jugendlichen ebenso kennen wie die Tätigkeiten von Texter:in oder Illustrator:in. Die Arbeit für Printmedien steht ebenso auf dem Lehrplan wie die für audiovisuelle und digitale Medien. Und der Umgang mit Adobe-Programmen ist ebenso Teil des Lehrplans wie das Anlegen eines Styleguides oder die Definition eines Markenkerns. „Wir können eine sehr gute Orientierung im Berufsfeld bieten”, ist Medientrainer Alexander Breunlich überzeugt.

Gruppenfoto von 4 Medientrainer:innen aus dem ipcenter mit verschränkten Armen

Von dieser breiten Basis starten die Medienlehrlinge in unterschiedlichste Firmen: „Viele machen ein Praktikum im Marketing oder in der Werbung, aber auch bei Zeitungen, Zeitschriften oder beim ORF, bei einer Filmproduktionsfirma oder einem Papierdruckgeschäft”, erzählt Gabriela Meyer. Dabei ist ein Praktikum auch länderübergreifend möglich und kann sowohl geteilt – wobei vier Wochen das Minimum sind – als auch verlängert werden: „Wenn Aussicht auf eine Übernahme besteht, dann unterstützen wir das natürlich, denn das Ziel eines Praktikums ist nicht nur das Lernen in der Praxis, sondern wenn möglich auch das Finden einer Lehrstelle auf dem ersten Arbeitsmarkt. Das ist uns in letzter Zeit auch recht gut gelungen”, sagt die Outplacement-Spezialistin und erzählt von einer Firma, deren Geschäftsführerin sich extra zur Lehrausbilderin qualifiziert hat, um einen Lehrling aus dem ipcenter von einem Praktikum in die Ausbildung übernehmen zu können. Mit seinen Kenntnissen in Animation und Webdesign hatte er die Chefin überzeugt. „Die wollten ihn gar nicht mehr hergeben“, erzählt Gabriela Meyer.

In einem Praktikum werden zudem die sozialen Kompetenzen der Lehrlinge nachjustiert”, sagt Inga Melzer, die das Team hinter der Lehrausbildung leitet. Und es gibt Anerkennung von außen, die auch ein Ansporn sein kann, an Ausstellungen wie den „Lieblingsstücken” teilzunehmen, die von Medientrainerin Elena Karloff betreut wird. Ausstellungen sind wichtig, weil die Lehrlinge hierbei mit einem externen Publikum interagieren und Feedback von außen akzeptieren müssen. Außerdem lernen sie, vor anderen Menschen über ihre Werke zu sprechen. Auf diese Weise beginnen sie, als Profi zu denken, nicht klein, sondern groß.”

So eine Ausstellung stoße einen Entwicklungsprozess an, weil es darum gehe, sich mit anderen zu messen, sagt Inga Melzer. Wenn etwas extern gezeigt wird, werden Arbeitsaufträge und Briefings auf einmal genauer gelesen. Und noch einen weiteren großen Vorteil dieser Art von praktischer Erfahrung nennt die Teamleiterin: „Projekte, die im Rahmen von Ausstellungen entstehen und gezeigt werden, erregen oft das Interesse von Firmen.” Wodurch sich dann vielleicht wieder eine Tür zu einem Praktikum oder einer Lehrstelle öffnet.

Wie sie bei einer Veranstaltung auf Menschen zugehen und die Zustimmung zu einer Aufnahme vielleicht mit Hilfe eines Kompliments bekommen können, lernen die Medienlehrlinge, wenn sie Ereignisse wie eine Vernissage des ip.forums, den Tag der Weiterbildung oder die Jahresabschlussfeier des ipcenters mit der Kamera dokumentieren oder Bilder für eine ip.story machen. Ein:e Fotograf:in müsse schließlich auch ein:e Art Psycholog:in sein und sich außerdem seiner besonderen beruflichen Rolle bewusst sein, findet Elena Karloff: „Wer die Kamera in der Hand hat, hat die Macht.”

Gruppenfoto von 4 Medientrainer:innen aus dem ipcenter

Inga Melzer freut sich, dass das Fotografieren und Filmen bei Events inzwischen so selbstverständlich für die Jugendlichen geworden ist, dass sie bereits sehr selbstständig arbeiten. „Sie wissen, wie wichtig eine gute Planung, eine Begehung des Raums und die Klärung der Lichtverhältnisse sind.” Dabei sei diese Arbeit technisch sehr anspruchsvoll und verlange einige Erfahrung, erklärt Alexander Breunlich: „Die Lichtsituation ist schwierig, die Position ist schwierig – Wo kann ich stehen, wenn jemand auf der Bühne ist? – und was ganz schwierig ist: Ton.” Wenn diese Hürden genommen wurden, beginne die ebenfalls herausfordernde Phase der Nachbearbeitung, in der es nicht nur um technisches Know-how wie einen guten Schnitt gehe: „Dateien gut zu verwalten und sie nicht etwa versehentlich zu löschen ist eine große Verantwortung.”

Alexander Breunlich betreut auch einen Fotowettbewerb, bei dem Medienlehrlinge eingeladen sind, ihre Perspektiven auf das Thema Herkunft, Identität und Integration zu zeigen. Die Arbeiten werden am ipcenter-Standort Deutsch und Integration in der Erlachgasse ausgestellt und von einer Jury nach Kreativität, Originalität, Interpretation des Themas, Bildkomposition, Technik, Aussagekraft und emotionaler Wirkung bewertet. Die Preisverleihung selbst werden dann sicher auch wieder Medienlehrlinge in Form von Fotos und Videos festhalten.

Da passt es gut, dass Alexander Breunlich gerade eine Unterrichtseinheit zum Thema Porträtfotografie anbietet, in deren Rahmen auch die tollen Gruppenbilder für diesen Beitrag entstanden sind. Gemacht hat sie Leona Pitsch aus der Gruppe M20. Die 19-Jährige zeigt mit diesen Fotos von Inga Melzer, Elena Karloff, Gabriela Meyer und Alexander Breunlich, dass sie schon viel über Porträtfotografie gelernt hat – und dass es schon im zweiten Lehrjahr möglich ist, wie ein Profi zu arbeiten.

 

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