„Ich will alles selbst gestalten“
Lange Arbeitstage, schwierige Entscheidungen und viel Verantwortung? Monika Kovacs, stellvertretende Geschäftsführerin des ipcenters, schreckt das alles nicht. Was ihr Bauchschmerzen bereitet, ist etwas ganz anderes: Alles vorgegeben zu bekommen, in ein Schema gepresst zu werden, fremdbestimmt zu sein. Dass sie nach der Matura als Angestellte gearbeitet hat, war daher nur ein kurzes Intermezzo in ihrem Leben, bevor sie an der Fachhochschule des BFI ein Studium der Wirtschafts- und Unternehmungsführung begonnen hat und nebenbei abends als Trainerin für EDV und Kaufmännisches beim Wifi gearbeitet hat – auf selbstständiger Basis natürlich. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich auch gesehen habe, wie Gruppen funktionieren, wie Lernen funktioniert.”
Diese Erfahrung begründete nicht nur ihr Interesse am Bildungsbereich, sondern führte unter anderem auch dazu, dass sie mit ihrem Mann Laszlo Kovacs ein eigenes Unternehmen gründete. „Freunde haben mich früher gefragt, was ich da mache, warum ich mir das antue, es sei doch viel angenehmer als Angestellte.” Eine Ansicht, die Monika Kovacs nicht teilt: „Mir ist es lieber, viel zu tun zu haben und alles selbst zu gestalten – und das Ergebnis dann auch für sich zu haben, nicht für andere.”
Kreativität ist daher das erste, was die 47-Jährige nennt, wenn sie nach den Eigenschaften gefragt wird, die eine Unternehmerin haben sollte. Dazu brauche es Optimismus, Energie, Schaffenskraft und Lernbereitschaft, aber auch Teamfähigkeit und Vertrauen: „Ohne ein gutes Team geht es nicht.” Diese Fähigkeit, den Weg nicht allein zu gehen, sondern mit den richtigen Partner:innen unterwegs zu sein, zeichne insbesondere Frauen aus, meint Monika Kovacs „Ich habe öfters erlebt, dass männliche Unternehmer alles auf eine Karte setzen und so von ihrem Weg überzeugt sind, dass sie keinen Plan B haben.” Während Unternehmer tendenziell risikobereiter seien, würden Unternehmerinnen eher vernetzt denken und sich vorsichtig vorarbeiten. „Weibliche und männliche Führungskräfte haben unterschiedliche Stärken und ich bin der festen Überzeugung, dass gemischte Führungen immer mehr erreichen können und nachhaltiger sind.”
Mehr erreichen möchte die Unternehmerin auch speziell für Frauen. Von Kindheit an habe sie der Unterschied zwischen berufstätigen Müttern und Hausfrauen beschäftigt: „Ich habe gesehen, dass immer wieder beide Teile unglücklich waren.” Die Mutter von Monika Kovacs, die in Wien-Penzing unweit des Hanappi-Stadions aufgewachsen ist, hätte gern gearbeitet, konnte es mit drei Kindern aber nicht. Und die berufstätigen Mütter von Freundinnen hatten immer befürchtet, ihre Kinder zu vernachlässigen. „Ich habe immer schon darüber nachgedacht, wie man den Ausgleich schaffen kann, damit es für beide funktioniert und habe mir das als Schwerpunkt in die unternehmerische Tätigkeit mitgenommen. Die Arbeitskraft von jeder Frau wird benötigt und ist wertvoll. Wir haben einen angespannten Arbeitsmarkt und wir haben tolle Talente und es ist einfach wichtig, die Kombination von Beruf und Familie zu ermöglichen.”
Obwohl es in der Zwischenzeit schon viele Initiativen, Förderschwerpunkte und Projekte gegeben habe, sei es für Frauen nicht leichter geworden. „Die Mehrfachbelastung nimmt eher zu als ab. Das liegt auch an den Krisen, die rundherum wachsen, weil sie stets auf den Schultern der Frauen landen. Das Orientieren in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt ist für Frauen noch einmal schwerer geworden.”
Ihren eigenen Rollen als Unternehmerin und Mutter versucht Monika Kovacs auf kreative Weise gerecht zu werden: „Ich habe es immer so betrachtet, dass ich zwei Kinder habe: den Valentin und das ipcenter.” Ihr Ziel sei es gewesen, beiden Kindern gleich viel Raum zu geben, indem sie zum Beispiel Valentin immer mit in die Firma gebracht habe, erst im Maxi-Cosi und später als 16-Jährigen bei den berufspraktischen Tagen. „Aber das geht natürlich auch in die andere Richtung: Das ipcenter mit auf Urlaub zu nehmen, wenn eine Ausschreibung oder die Budgetplanung zu machen ist.”
Die Verschränkung von Familie und Beruf werde immer üblicher, meint Monika. Dass man im Urlaub zwei Wochen abschalte, gebe es dagegen immer weniger. „Wenn man es sich bewusst macht, dass es so ist, und es nicht einfach so passiert, dann funktioniert es.“
Wenn einmal doch die Freizeit zumindest im Vordergrund steht, pflegt sie ein großes Hobby: Sprachen. Als Jugendliche hat sie am neusprachlichen Zweig ihres Gymnasiums mit Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch alles belegt, was angeboten wurde. „Ich wollte aber weiter lernen.” Da traf es sich gut, dass sie eine Freundin hatte, die Ungarisch schreiben lernen wollte, weil sie es nur mündlich konnte. Keine Frage, dass Monika mit ihr immer in den 1. Bezirk fuhr, um auch diese Sprache noch zu lernen. Heute ist dieses Sprachtalent auch bei den internationalen Projekten des ipcenters sehr hilfreich.
Von den Fremdsprachen ist es nur ein kurzer Weg in andere Länder: „Ich reise irrsinnig gern. „Wie im Beruf ist Monika Kovacs auch im Urlaub am liebsten selbstbestimmt und individuell unterwegs und hat Länder wie China, Thailand, Grönland und Island auf eigene Faust erkundet. „Durch Botswana sind wir mit dem Auto auf nicht vorhandenen Straßen gefahren und dort stehengeblieben, wo es uns freut.” Reisen wie diese würden neben der Freiheit der Entscheidung einen weiteren großen Vorteil bieten, sagt Monika Kovacs und lacht: „Dabei kann man natürlich gut entspannen, weil es dort sowieso keine Internetverbindung gibt.”
Ob das auch für das nächste Reiseziel zutrifft, wird sich zeigen. „Costa Rica ist mein großer Traum“, verrät die Firmenchefin, die als Touristin das praktiziert, was ihr auch als Unternehmerin zur zweiten Natur geworden ist: „Offen sein, immer wieder Neues kennenlernen und agil reagieren, also immer einen Plan B haben.“
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