Denkanstoß | internationale Projekte

DF4Y: Jugendliche lernen den Umgang mit Geld

Immer öfter geben Jugendliche und junge Erwachsene Geld aus, das sie nicht haben: Menschen bis 30 Jahre machen laut Schuldenreport 2023 ein knappes Viertel derjenigen aus, die in Österreich eine Schuldnerberatung aufsuchen. Um Jugendlichen Geldprobleme und die damit verbundenen psychischen Belastungen wie Scham und das Gefühl von Versagen zu ersparen, arbeitet das ipcenter daher an dem Projekt „Digital Finance 4 Youth“, kurz DF4Y, mit. Zielgruppe sind nicht nur die jungen Menschen, sondern auch die Erwachsenen, die mit ihnen zu tun haben: Lehrer:innen, Ausbilder:innen, Betreuer:innen, Berufsberater. Sie alle sollen mit Hilfe eines umfangreichen Ausbildungspakets lernen, wie sie junge Menschen dabei unterstützen, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen und sich in der digitalen Finanzwelt besser zurechtzufinden.

Zunächst einmal aber stellt sich die Frage, warum sich Menschen überhaupt verschulden. Mangelnde Finanzbildung und in der Folge ein schlechter Umgang mit Geld ist laut Schuldenreport 2023 nach Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung zum Beispiel in der Folge von Kurzarbeit, Karenzierung oder den Wegfall von Überstunden der häufigste Grund dafür, Schulden zu machen. Dass viele nicht ahnen, welche Gefahren beim Geldausgeben drohen, wundert nicht angesichts der Tatsache, dass Finanzbildung in den Schulen oft nur am Rand ein Thema ist. Fragen wie „Was ist ein Bankkonto” und „Was sind Zinsen und Zinseszinsen?” können daher von Jugendlichen oft ebenso wenig beantwortet werden wie die Frage danach, welche Investitionen sinnvoll und notwendig sind. In der Folge drohen schon jungen Menschen Schulden, die sie nicht mehr zurückzahlen können:

Verschärft würden diese Probleme durch das Internet, heißt es in der Projektbeschreibung von DF4Y: Der Umgang mit Geld sei durch das Internet komplexer geworden; junge Menschen würden häufiger mit risikoreichen Produkten und finanziellen Fallstricken konfrontiert. Dabei gelten Jugendliche mit geringer Schulbildung als besonders gefährdet: Etwas mehr als die Hälfte der jungen Klientel der Schuldnerberatung hatte einen Pflichtschulabschluss (im Vergleich zu knapp einem Viertel der Gesamtbevölkerung), nur knapp sechs Prozent hatten Matura (im Vergleich zu knapp 15 Prozent der Gesamtbevölkerung).

Wer Schulden gemacht hat, die aus eigener Kraft nicht mehr zurückgezahlt werden können, leide nicht nur darunter, sondern vor allem auch unter den Folgen, machen die Projektentwickler:innen von DF4Y deutlich: „Junge Menschen, die verschuldet sind, haben es schwer, einen Arbeitsplatz und eine Wohnung zu finden, weil sie eine schlechte Bonität und eine begrenzte finanzielle Stabilität aufweisen.” Deshalb möchten sie mit ihrem Projekt insbesondere folgende Zielgruppen erreichen:

  • Junge Erwachsene aus benachteiligten Verhältnissen
  • Partner:innen von jungen Erwachsenen mit Spiel- oder Glücksspielsucht
  • Junge Menschen ohne Anstellung oder Ausbildungsplatz
  • Wohnungsbaugesellschaften
  • Pädagog:innen und Sozialarbeiter:innen
  • Berufsberater:innen
  • Akteur:innen aus dem Finanzsektor

Um diesen Menschen ein möglichst großes Ausbildungspaket anbieten zu können, arbeiten insgesamt sechs europäische Firmen an der Umsetzung des Projekts mit, die Ende 2024 abgeschlossen sein soll:

  • Sud Concept (Frankreich)
  • Elderberry Ab (Schweden)
  • Smartians Nonprofit Ltd. (Ungarn)
  • SOC Blended Learning (Irland)
  • UNESSA (Belgien)
  • ipcenter (Österreich)

Diese sechs Firmen schnüren ein Ausbildungspaket mit folgenden Inhalten:

  • Vom ipcenter kommt ein methodologisches Handbuch, dessen Entwurf bereits fast fertig sei, wie Projektmanagerin Ivana Ostojic berichtet. Außerdem arbeitet das ipcenter unter dem Motto „Train the trainer” an einem Lehrplan für Entscheidungsträger:innen und Fachkräfte der Jugendarbeit mit, der 25 Stunden Präsenztraining und 50 Stunden personalisiertes Online-Studium umfasst. Das ipcenter leitet dabei das Arbeitspaket Recherche und ist für Design und Konzept zuständig. Außerdem trägt es Erfahrungen zu den Storyboards bei, deren Erstellung die Firma Elderberry in die Hand nimmt.
  • Die schwedische Firma Elderberry erarbeitet außerdem ein Online-Toolkit, das für die Schulung von Fachkräften der Jugendarbeit eingesetzt wird und ihnen die nötigen Fähigkeiten vermittelt, um Jugendliche bei finanziellen Entscheidungen gut zu beraten.
  • Die britische School of Coding steuert eine App namens „Young Money” bei. Dahinter verbirgt sich ein Spiel für Pädagog:innen, Eltern und Jugendliche, mit dem sie die Verwaltung eines virtuellen Haushaltsbudgets üben können.

Derzeit ist Ivana Ostojic vom ipcenter auf der Suche nach Gruppen, die Interesse an dem Projekt haben. Die Finanzierung ist schon gesichert: DF4Y ist in das „Erasmus+”-Programm aufgenommen worden. Erasmus+ ist das EU-Programm zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa. Wer Interesse hat, das Projekt näher kennenzulernen, hat dazu bei den „#ErasmusDays 2023” am Donnerstag, 12. Oktober 2023, Gelegenheit.