Trainieren statt nur zu träumen
Für den Schritt in die Selbstständigkeit ist Neja Macem noch sehr jung. Mit ihren 21 Jahren hat sie gerade einmal erste Erfahrungen in ihrem Beruf als Kosmetikerin gesammelt. Und doch weiß sie bereits jetzt, wie sie erfolgreich einen eigenen Schönheitssalon betreiben könnte: Zusammen mit mehr als 40 anderen Frauen hat sie im ipcenter an dem einwöchigen EnFinCap-Training teilgenommen. EnFinCap steht für „entrepreneurship and financial capacity for women”. Das von der EU geförderte Bildungsprojekt, an dem das ipcenter zusammen mit Partnern aus Slowenien, Griechenland und Bulgarien beteiligt ist, möchte Frauen das Rüstzeug für eine Karriere als Unternehmerin im Gesundheits- und Schönheitsbereich vermitteln.
„Ich arbeite in einem Schönheitssalon”, erzählt Neja Macem, die für das Training aus Slowenien nach Wien gereist ist. Eigentlich war ihre Chefin als Mitglied einer beruflichen Vereinigung von Kosmetikerinnen eingeladen worden. „Weil sie aber keine Zeit hatte teilzunehmen, hat sie mich gefragt, und ich habe natürlich Ja gesagt. Obwohl ich noch sehr jung bin, wollte ich gern mehr über das Geschäftliche und Finanzielle lernen, denn irgendwann möchte ich meinen eigenen Salon eröffnen.”
Risikomanagement, Vermeidung von Schulden und finanzielle Sicherheit sind nur einige der Themen, die in dem Seminar behandelt wurden. Konzipiert hat es Ivana Ostojic Brenner vom ipcenter-Team Bildungsangebote, wobei je eines der sechs Themen von einem Partner behandelt wurde. „Die Inhalte dienen als Sprungbrett in Richtung Selbstständigkeit und sollen auf nationaler Ebene vertieft werden”, erläutert Ivana Ostoijc Brenner. Ebenso wie die an EnFinCap beteiligten Unternehmen und Institutionen kamen auch die Teilnehmerinnen aus den vier Ländern Griechenland, Bulgarien, Slowenien und Österreich. Die jüngste Teilnehmerin war erst 18, die älteste schon 69 Jahre alt. Manche von ihnen haben also gerade erst angefangen zu arbeiten, andere blicken bereits auf eine langjährige Erfahrung als Unternehmerin zurück.
„Ich bin mit einer Gruppe von Frauen aus derselben Stadt hergekommen, aber sie sind alle viel älter als ich. Sie führen schon erfolgreich Geschäfte und wollten ihr Wissen auffrischen. Sie haben mir Neisehr mit ihren Tipps geholfen und zwischen uns ist eine Freundschaft entstanden”, erzählt Neja Macem. Sie hat es sehr genossen, in Wien neue Leute aus verschiedenen Ländern kennenzulernen. „Dieses Training gibt uns, was wir wirklich brauchen, wenn wir uns selbstständig machen wollen. Besonders toll fand ich, dass das Seminar so interaktiv war. In Arbeitsgruppen haben wir Meinungen, Ideen und Erfahrungen ausgetauscht und dabei mitbekommen, welche Bedingungen es in anderen Ländern gibt.“ Auch die Tipps auf der eigens eingerichteten Online-Lernplattform seien sehr hilfreich.
Noch kann sich Neja nicht vorstellen, einmal viele Angestellte zu haben, doch sie weiß schon genau, dass sie in ihrem zukünftigen Salon auch Kosmetikprodukte verkaufen möchte, die sie wirklich empfehlen kann. „Wir haben hier gelernt, wie wir unseren Träumen folgen und unsere Ziele erreichen können; was wir brauchen, um genügend Geld zu verdienen; wie wir unser Geschäft am Anfang führen können und was notwendig ist, um es auszubauen.” Bevor Neja ihre neuen Kenntnisse aber für ein mögliches eigenes Geschäft verwendet, will sie sie erst einmal in den Salon einbringen, in dem sie gerade arbeitet. „Da lassen sich vielleicht einige Dinge verbessern. Ich möchte dazu beitragen, dass unser Geschäft wächst.”
So wie Neja Macem aus Slowenien steht auch Efstathia Kladi aus Griechenland erst am Anfang ihres Berufslebens, doch auch sie hat schon große Pläne: „Ich arbeite als Makeup-Artistin und möchte bald ein eigenes Geschäft eröffnen. Noch in diesem Sommer möchte ich einen guten Platz dafür finden. Das Wissen dafür habe hier bekommen, jetzt brauche ich nur noch ein Budget”, sagt die 23-Jährige und lacht. Noch hat sie nicht auf alle Fragen eine Antwort, doch sie nimmt viel aus Wien mit. „Wir haben hier gelernt, wie man ein erfolgreiches Geschäft aufbaut, und wir haben Beispiele aus anderen Ländern kennengelernt. Dabei hilft uns dieses persönliche Training hier im ipcenter sehr, weil wir andere Leute treffen und voneinander lernen können.”
Efstathia hat beim Training eine andere junge Frau kennengelernt, die schon einen eigenen Schönheitssalon in Larissa betreibt. „Sie hat mir gute Ratschläge gegeben. Und da meine Heimatstadt Volos nicht weit entfernt liegt, wollen wir in Kontakt bleiben.”
Efstathias Träume von einem eigenen kleinen Unternehmen haben durch das Training konkrete Formen angenommen. „Dieses Programm gibt uns das nötige Vertrauen, um ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Am Anfang wird es nur klein sein, aber wenn es gut läuft, möchte ich es Schritt für Schritt vergrößern.” Und auch mit EnFinCap soll es weitergehen, sagt Ivana Ostojic Brenner: „Fortsetzungen sind geplant.”
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