Bildungsprojekte | Methodik

Weiterbildung: Starthilfe und Mutmacherin

 

Vor ein paar Wochen haben wir hier, in diesem Blog, ein Projekt auf die Bühne gehoben, das Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ins Gleichgewicht bringt.

Das Angebot: Dem Krieg geschuldet, erreichen gut ausgebildete Pädagog:innen aus der Ukraine Österreich. Diese Frauen möchten in der neuen Heimat beruflich Fuß fassen.

Die Nachfrage: In Österreich herrscht ein drastischer Mangel an qualifiziertem Kindergartenpersonal. Die steigende Beschäftigungsquote bringt das System weiter unter Druck. 

Heute möchten wir Sie auf einen Schritt hinter die Projekt-Kulisse einladen und stellen Ihnen eine Mitarbeiterin vor, die den Kurs ipcenter-seitig begleitet. Und erzählen Ihnen, was sie uns berichtet hat. Und wie Weiterbildung zur Starthilfe und Mutmacherin in einem neuen Leben wird.  

Der Ukraine-Krieg. Ein schrecklicher Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, der Wellen bis nach Österreich schlägt: Vertriebene Menschen aus der Ukraine suchen Schutz in unserem Land, versuchen hier Fuß zu fassen und ihr Leben so gut es geht „normal“ weiterzuleben. Aber „normal“ ist in einem fremden Land anders. Das fängt schon bei alltäglichen Dingen an: Die Währung, die Preise, die Lebensumstände, die Jobs und vor allem: Die Sprache. Wie soll man so ein neues Leben anfangen?

Anfang Juli startete ein neues Projekt, das von der MA17 (Magistratsabteilung für Integration und Diversität) koordiniert wird. Im Auftrag vom AMS Wien führt ipcenter den Kurs durch: Deutsch für aus der Ukraine vertriebene Elementarpädagog:innen. Dabei werden Ukrainer:innen mit pädagogischer Erfahrung unterstützt, die deutsche Sprache zu erlernen und beruflich in einem österreichischen Kindergarten Fuß zu fassen. Wie ist das Projekt aufgebaut, welchen Herausforderungen und Chancen begegnen Mitarbeiter:innen des ipcenters bei seiner Umsetzung? Wir haben mit unserer Kollegin Irina Janka gesprochen, die den Kurs nicht nur administrativ begleitet, sondern auch aktiv mit den Teilnehmer:innen arbeitet.

 

  • In einer neuen Heimat Fuß fassen: Eine bekannte Situation 

Irina Janka ist selbst aus Lettland 2006 nach Österreich gezogen, wo sie auch ihre beiden Söhne geboren hat. Ihren ersten Job in Österreich nimmt sie 2016 bei ipcenter an und arbeitet seitdem im Themenfeld Sprachkompetenz Deutsch mit. Beim Elementarpädagogik-Kurs für vertriebene Ukrainer:innen kümmert sich Irina in erster Linie um die Administration. Aber auch in die Rolle des Arbeitscoachs und der Sozialpädagogischen Betreuerin schlüpft sie bei diesem Projekt. Sie unterstützt die Teinehmer:innen in Privatangelegenheiten und hat stets ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse. Irinas persönlicher Background macht dieses Projekt zum Herzensprojekt: „Generell ist es für mich schön, mit Menschen zu arbeiten: Man bekommt sofort Rückmeldungen und auch die Dankbarkeit zu erleben, finde ich sehr aufbauend.“ In einer neuen Heimat Fuß zu fassen, bedeutet auch sich auf neue Gegebenheiten anpassen zu können. Dabei können wir als Bildungsunternehmen helfen: „Weiterbildung ist eine Notwendigkeit für uns und unser Leben. Es ändert sich ständig etwas, es kommt immer etwas Neues. Und Weiterbildung gibt uns auch die Möglichkeit, das was wir machen, besser zu machen.“

  • Kursinhalte als Starthilfe im(„neuen“) Leben 

Der Bedarf an Elementarpädagog:innen in Österreich ist groß. Zusätzlich befinden sich seit der Ukraine-Krise auch vermehrt Kinder mit ukrainischen Wurzeln in Kindergärten, die sich über Betreuer:innen aus der Heimat freuen: „Die Ukrainer:innen können die Kinder bedarfsgerecht unterstützen, auch kommunikativ“, erklärt Irina. „Der Elementarpädagogikkurs ist so aufgebaut, dass die Ukrainer:innen an drei Tagen pro Woche einen Deutschkurs besuchen, bei dem sie sich, mit thematischem Fokus auf ihren Beruf, Deutschkenntnisse aneignen. An den anderen beiden Tagen absolvieren die Kursteilnehmer:innen ein Praktikum in den Kindergärten der Stadt Wien, der St. Nikolausstiftung, der Kinder in Wien, der Diakonie oder der Kinderfreunde“, erzählt Irina und weiter: „Durch die Praktikumstage können sie ihre Kenntnisse gleich umsetzen.“ So können Theorie und Praxis gut vereint werden. „Die Teilnehmer:innen sind sehr motiviert und ehrgeizig, sie haben ein Ziel vor Augen“, freut sich Irina. Ziel des Kurses ist „dass die Kursteilnehmer:innen einen Job finden oder zumindest eine Beschäftigung im Bereich Elementarpädagogik“, ergänzt sie. Aber auch das österreichische Elementarpädagogik Modell kennenzulernen, das sich in einigen Punkten vom ukrainischen unterscheidet, und mit der österreichischen Mentalität und dem System hierzulande vertraut zu werden, ist Ziel des Kurses.

  • Herausforderungen, die in keinem Kurs-Curriculum vorkommen 

Manche Herausforderung, denen die Kursteilnehmer:innen gegenüberstehen müssen, stammen nicht aus dem Kurs: „Denn sie sind ja sehr motiviert und fleißig, manchen fällt das Sprachelernen leichter, anderen weniger. Aber die eigentlichen Probleme haben sie im Privatleben“, erzählt Irina bedrückt. Sie erinnert sich dabei an eine Kursteilnehmerin, die mit ihren drei Söhnen nach Österreich gekommen ist – ihr Mann durfte das Heimatland nicht verlassen – und nun nicht nur finanziellen Problemen gegenübersteht, sondern auch Schwierigkeiten hatte, eine geeignete Wohnmöglichkeit sowie Betreuungs- und Schulplätze für ihre Kinder zu finden. Irina wirkt mitgenommen: „Das ist für uns auch sehr schwierig, denn ihre Herausforderungen werden zu unseren Herausforderungen, denn unser Ziel ist es, dass sie den Kurs besuchen können.“ Umso schöner ist es dann aber auch, wenn Probleme gemeinsam gelöst und neue Wege gefunden werden können. Und der Elementarpädagogik-Kurs bietet schonmal in zwei Bereichen im neuen Leben der Ukrainer:innen eine Perspektive und gewisse Sicherheit: Job und Sprache. Beide sind für einen Neuanfang wesentlich. Und machen Mut für alle Herausforderungen, die noch kommen mögen.