Ob technikaffine Twens oder strukturierte Silver Worker: Teamgeist ist allen wichtig
Wer jung ist, hat häufig andere Arbeitsweisen, Fähigkeiten und Bedürfnisse als jemand, der schon viele Jahrzehnte im Berufsleben steht. Allen gemeinsam ist, dass sie sich am Arbeitsplatz wertgeschätzt fühlen möchten. Wie gutes Altersmanagement aussehen kann, erforscht das ipcenter einerseits mit 15 Partner:innen aus zehn Donauländern bei dem Projekt IntegrAGE. Andererseits gibt es im ipcenter selbst viele Teams, in denen jüngere und ältere Mitarbeiter:innen eng zusammenarbeiten. Wie das in der Praxis gut gelingt, haben wir Büsra Yavuz und Bettina Peschick gefragt. Büsra Yavuz, 29 Jahre alt, leitet das Jugendcollege, wo Mitarbeiter:innen von Mitte 20 und bis Ende 50 Basisbildung vermitteln. Und Bettina Peschick, 48 Jahre alt, ist Teamleiterin der Überbetrieblichen Lehrausbildung Kosmetik & Fußpflege. Ihre jüngste Mitarbeiterin ist 22 Jahre, die älteste 56 Jahre alt.
Spielt das Alter bei der alltäglichen Zusammenarbeit eine Rolle?
Bettina Peschick: Meiner Meinung nach sind Kommunikation auf Augenhöhe und gegenseitige Wertschätzung die wichtigste Grundlage für gute Zusammenarbeit, egal welche Altersgruppen miteinander arbeiten. Ich denke, dass es zwischen den Generationen Unterschiede bei der Arbeitsweise, der Denkweise, den Fähigkeiten und der Arbeitsmoral gibt. Auch Bedürfnisse können unterschiedlich sein. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir uns alle in gemeinsamen Werten wie Freundschaft, Familie oder Teamgeist wiederfinden. Wichtig ist, dass sich jedes Teammitglied gleichwertig, gleichberechtigt, wertgeschätzt und gehört fühlt. Ein Team arbeitet immer gemeinsam daran, ein Ziel zu erreichen, und dabei lernen wir alle voneinander.
Büsra Yavuz: Im Alltag ist das Alter selten ein zentrales Thema, viel entscheidender sind Haltung, Offenheit und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Natürlich bringen Kolleg:innen aus unterschiedlichen Altersgruppen verschiedene Perspektiven und Erfahrungen ein, und genau das bereichert die Teamarbeit oft enorm.
Welche Vorteile haben altersgemischte Teams?
Bettina Peschick: Sie bringen unterschiedliche Lebenserfahrungen, berufliche Hintergründe und Perspektiven mit. Ältere Teammitglieder haben oft mehr Berufserfahrung und Jüngere verfügen über flexible Denkweisen. Durch verschiedene Denk- und Herangehensweisen werden unterschiedliche Blickwinkel eingenommen und gute Lösungen bei Aufgabenstellungen gefunden.
Gibt es aus eurer Sicht generationentypische Arbeitsweisen?
Büsra Yavuz: Ja, durchaus. Jüngere Kolleg:innen sind meist technikaffin, arbeiten gerne flexibel und bevorzugen digitale Tools. Ältere bringen oft strukturierte Arbeitsweisen mit und haben viel Erfahrung mit klassischen Prozessen.
Bettina Peschick: Sie schätzen oftmals die persönliche Kommunikation, während Jüngere offener für Online-Teammeetings oder die Kommunikation per E-Mail sind.
Wie sieht es bei den Fähigkeiten und Verhaltensweisen aus?
Büsra Yavuz: Jüngere bringen frischen Wind, neue Denkansätze und digitale Kompetenzen mit, erfahrene Teammitglieder verfügen dagegen über ein tiefes Fachwissen. Unterschiede gibt es im Kommunikationsstil oder im Umgang mit Feedback: Manche bevorzugen direkte Gespräche, andere sind mit digitalen Kommunikationsformen aufgewachsen.
Bettina Peschick: Ja, ältere Mitarbeiter:innen haben sehr oft tiefgreifende Fachkenntnisse, während jüngere mit neuen Technologien vertrauter sind. Sie sind oft lockerer im Umgang mit anderen, wohingegen Ältere eher pflichtbewusst und loyal sind.
Haben die verschiedenen Altersgruppen auch unterschiedliche Bedürfnisse?
Bettina Peschick: Für Jüngere mit Kinderbetreuungspflichten sind flexible Arbeitszeiten wichtig, ältere schätzen oft einen sicheren Arbeitsplatz und Stabilität.
Büsra Yavuz: Stimmt, Stabilität und langfristige Perspektiven sind Älteren oft wichtig. Demgegenüber achten viele Jüngere stark auf Work-Life-Balance und Sinnhaftigkeit. Auch das Bedürfnis nach Weiterentwicklung kann unterschiedlich sein.
Welche besonderen Hausforderungen gibt es bei der Führung von altersmäßig unterschiedlichen Teams?
Bettina Peschick: Im Fall von Mitarbeiter:innen mit schulpflichtigen Kindern kann Urlaubsplanung ein Thema sein.
Büsra Yavuz: Eine zentrale Herausforderung liegt für mich in der Kommunikation. Ältere Teammitglieder wünschen sich häufig mehr persönlichen Austausch, sei es in Form von regelmäßigen Gesprächen, klarer Rückmeldung oder einfach dem offenen Miteinander im Arbeitsalltag. Jüngere Kolleg:innen hingegen sind oft sehr effizient unterwegs, bevorzugen digitale Kommunikationstools oder kurze Abstimmungen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass…
- …Jüngere eher gern digitale Tools für ihre Arbeit und ihre Kommunikation nutzen; technikaffin, flexibel und effizient sind; frische Ideen mitbringen sowie auf eine gute Work-Life-Balance und die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit achten.
- …Ältere Erfahrung und Fachwissen mitbringen; persönliche und klare Gespräche bevorzugen; häufig pflichtbewusst, loyal, strukturiert und interessiert an Stabilität und langfristigen Perspektiven sind.
Weitere Beiträge zu diesem Thema

Ob technikaffine Twens oder strukturierte Silver Worker: Teamgeist ist allen wichtig
26. Juni 2025

Auch Mülltrennung kann Bildung sein
6. März 2025

Outplacement: der Erfolg kommt mit der Vermittlung
12. September 2024

Dank viel Praxis denken Lehrlinge schnell wie Profis
6. Dezember 2023