Denkanstoß | Bildungsprojekte

„Kinder sind unsere Zukunft“: Mit Deutsch für Elementarpädagogik zum Traumberuf

„Der Abschluss des „Deutsch für Elementarpädagogik“-Kurses ermöglicht mir nicht nur, Deutsch zu lernen und meine Zurückhaltung beim Sprechen zu überwinden, sondern auch mich mit dem Beruf der Elementarpädagogin in Österreich vertraut zu machen.“

Nesrin, Teilnehmerin Deutsch für Elementarpädagogik

Wir haben bereits in der Vergangenheit von unserem Elementarpädagogik-Deutschprojekt für vertriebene Ukrainer:innen berichtet (zum Beispiel hier und hier). Doch nicht nur vertriebene Ukrainer:innen können bei ipcenter einen Deutschkurs mit Pädagogikschwerpunkt und Praxisausbildung im Kindergarten absolvieren, auch für beim Arbeitsmarktservice Wien gemeldete Arbeitsuchende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, bietet ipcenter die Möglichkeit, den Berufsweg in der Elementarpädagogik einzuschlagen, und schafft gleichzeitig Lösungen für den Fachkräftemangel in Österreichs Kindergärten.

Nesrin, eine dynamische Frau, die in unterschiedlichsten Kulturen aufgewachsen ist und gelebt hat, war noch vor wenigen Jahren Ärztin für Innere Medizin in der Türkei. Vor kurzem jedoch lernte sie österreichische Kinderlieder im „Deutsch für Elementarpädagogik“-Kurs von ipcenter. Und noch heute, nachdem sie den Kurs erfolgreich absolviert hat und Deutsch auf Level C1 spricht, „schämt“ sie sich für die kleinen Fehler, die sie beim Sprechen macht.

Darüber konnten wir im gemeinsamen Gespräch nur schmunzeln und ihr versichern, dass ihre Deutschkenntnisse hervorragend sind und auch Muttersprachler:innen regelmäßig Fehler machen. Wir haben uns mit Nesrin zusammengesetzt, um sie zu ihrer Erfahrung mit dem Elementarpädagogik-Projekt bei ipcenter zu befragen:

Liebe Nesrin, bitte erzähle uns etwas zu deiner Person und wie du zu ipcenter gekommen bist.
Mein Name ist Nesrin, ich bin gebürtige Bulgarin mit türkischen Eltern. Bevor ich vor drei Jahren nach Österreich gekommen bin, habe ich 22 Jahre als Ärztin für Innere Medizin gearbeitet. Bei meiner Umorientierung in Österreich war die Frage nach einem neuen Berufsweg schnell beantwortet, weil ich schon immer gerne gemalt, gebastelt und gesungen habe und sehr gerne mit Kindern arbeite, ich habe selbst zwei. Hier habe ich von der BAFEP Ausbildung erfahren und wusste, dass ich das machen wollte. Ich habe bis C1 Deutsch gelernt und die Aufnahmeprüfung gemacht. Allerdings haben meine Deutschkenntnisse mündlich nicht gereicht, um die BAFEP Ausbildung sinnvoll zu machen. So bin ich kurze Zeit später im Kurs „Deutsch für Elementarpädagogik“ bei ipcenter gelandet.

Du hattest bereits Deutschkenntnisse?
Ja, ich habe tatsächlich C1 gelernt. Allerdings war durch Corona alles online und es gab nicht wirklich die Möglichkeit, die Sprachkenntnisse in der Praxis auszubauen.

Erzähl uns doch mehr vom Kurs: Wie war er gestaltet? Wie oft hat er stattgefunden?
In diesem Kurs hatten wir zwei Mal pro Woche Sprachunterricht im ipcenter, zwei Mal pro Woche Praktikum im Kindergarten. Unsere Trainer:in war sehr motiviert und hat den Kurs so gestaltet, wie ich ihn mir vorgestellt habe: Mit vielen kleinen Spielen, wie etwa einen Satz zu vervollständigen, oder Fragen zu ziehen und spontan auf diese zu antworten, wurde das Lernen einfach gemacht. Dort habe ich auch den Tagesablauf in österreichischen Kindergärten gelernt: Gespräche beim Morgenkreis, unterschiedliche Altersgruppen zusammen in einer Klasse, das waren für mich alles ganz neue Eindrücke, die weder ich noch meine Kinder im Kindergarten erlebt haben – weder in Bulgarien, noch in der Türkei. Dafür habe ich gemerkt, dass ich als Nicht-Österreicherin sehr gut spüren konnte, wenn Kinder mit anderer Muttersprache Schwierigkeiten im Kindergarten hatten oder ihr Wortschatz einfach nicht so weit war. Also um es noch einmal zusammenzufassen: Ich war sehr zufrieden mit dem Kurs und bin über die Praxismöglichkeit im Kindergarten sehr dankbar.

Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es gab eine Exkursion zur Hauptbücherei Wien, in der wir uns Bücher ausleihen, diese zu Hause lesen und in der Klasse präsentieren durften.

Welches Buch hast du dir denn ausgeborgt?
So viele, ich habe mir gleich einen Haufen Bücher auf einmal ausgeborgt und alle verschlungen! Die Praxiserfahrung im Kindergarten war sehr wertvoll, denn von den Pädagog:innen konnte ich deutschsprachige Kinderlieder lernen. Die habe ich abends auswendig gelernt (Nesrin fängt an, Kinderlieder zu singen: Vom Nikolaus, bis hin zu „Oh du lieber Augustin“).

Gab es besondere Herausforderungen? Wie hast du diese gemeistert bzw. konnte dir im Rahmen des Kurses jemand dabei helfen?
Wenn ich eine Sprache lerne, brauche ich viel Praxis, ich muss mit anderen sprechen. Aufgrund von Corona war der Kurs zunächst einen Monat lang online, aber zum Glück danach wieder in Präsenz. Das Praktikum war immer in Präsenz.

Inwiefern hat dir der Kurs weitergeholfen?
Der Kurs war mit Schwerpunkt Kinderpädagogik und auch sprachlich darauf fokussiert. Das ist sehr hilfreich für die Ausbildung. Manche meiner Kolleg:innen haben direkt nach dem Kurs eine Stelle gefunden. Durch das gemeinsame Lernen habe ich im Kurs einige Bekanntschaften geschlossen, mit manchen bin ich noch immer in Kontakt.

Wie sind deine beruflichen Aussichten momentan? Was planst du für die Zukunft?
Ich lebe hier in Österreich und habe auch vor, hier zu bleiben. Die BAFEP-Ausbildung dauert 2 ½ Jahre. In diesem Zeitraum möchte ich mein Deutsch verbessern und dann Pädagogin in Städtischen Kindergarten werden, wo ich 4 Jahre arbeiten werde. Danach, wer weiß was sich ergibt, vielleicht gründe ich selbst etwas. Ich bin sehr motiviert, in diesem Bereich zu arbeiten. Denn Kinder sind unsere Zukunft und der Kindergarten ist nicht nur ein Betreuungsort, sondern ein Ort, an dem wir Pädagog:innen Kindern Dinge mitgeben können. Glückliche Kinder großzuziehen ist mir sehr wichtig- das geht für mich über meine eigenen Kinder hinaus.