Basisbildung für 300 Menschen: Jugendcollege startet
Rund 300 Jugendlichen aus , dem Iran, Russland, Tschetschenien, dem Jemen und anderen Ländern, die in Wien eine neue Heimat finden möchten, bietet das ipcenter ab September 2024 eine maßgeschneiderte Perspektive: Im Jugendcollege können die 15- bis 24-Jährigen Deutsch lernen, aber auch Grundkenntnisse in Mathematik und Englisch sowie in der Gastronomie erwerben. Zusammen mit dem bit Schulungscenter und mit die Berater macht das ipcenter sogar rund 900 Jugendlichen ein schulähnliches Bildungsangebot, wobei das ipcenter in seinem Standort in der Erlachgasse 134-140 in Wien-Favoriten die Basisbildung übernimmt „Wir sind davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zu Chancengleichheit und Integration ist“, sagt ipcenter-Geschäftsführerin Monika Kovacs. „Als Bindeglied zwischen Arbeitsmarkt und Wirtschaft möchten wir mit dem Jugendcollege das Erlangen jener Kompetenzen und Fertigkeiten fördern, die sie für eine erfolgreiche Erwerbstätigkeit benötigen.“
Den Weg zu diesem Bildungsangebot finden die Jugendlichen über das AMS, das es zusammen mit der Stadt Wien finanziert. Wenn sie dort gemeldet sind und für das Jugendcollege zugebucht werden, beginnen sie mit einer Onboarding-Phase. „“, erklärt Büsra Yavuz, die das Jugendcollege am ipcenter leitet. Getestet werden in dieser Zeit vor allem die Deutschkenntnisse, denn der Spracherwerb steht bei der Basisbildung ganz oben. Starten die Jugendlichen am besten mit einem Alphabetisierungskurs oder können sie gleich einen A1-Kurs belegen? Die erworbenen Kenntnisse werden am Ende des jeweiligen Moduls geprüft, indem die Jugendlichen zum Beispiel nach dem A1-Kurs eine Integrationsprüfung A1 des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) absolvieren.
„Die Deutschmodule dauern acht Wochen, aber man hat natürlich auch die Möglichkeit, das Modul zu wiederholen oder ein Verlängerungsmodul von zwei Wochen anzuhängen, wenn die Sprachkenntnisse noch nicht für das Bestehen der Prüfung ausreichen“, erklärt Büsra Yavuz. Ihr ist es besonders wichtig, dass sich die 15- bis 24-Jährigen im Jugendcollege wohl und sicher fühlen. Daher gibt es auch Sozialpädagog:innen, die ihnen, aber auch den Trainer:innen zur Seite stehen. Schließlich werden die Jugendlichen oft den ganzen Tag hier lernen, und das geht am besten in einer guten Arbeitsatmosphäre.
Ein Jahr lang haben sie Zeit, um im ipcenter ihren Weg in Österreichs Bildungs- und Arbeitswelt zu finden. Nach der Onboarding-Phase und den Deutschmodulen folgen Englisch- und Mathematikmodule, die jeweils vier Wochen dauern. Daran schließt sich eine so genannte Aktivierungsphase an, in der geklärt wird, ob sich die Jugendlichen weiterbilden möchten, also zum Beispiel die Advanced-Bildung bei einem der beiden Partnerinstitute besuchen wollen, oder ob sie gleich in den Arbeitsmarkt einsteigen möchten. „In diesem Fall erarbeiten wir gemeinsam mit den Jugendlichen Bewerbungsunterlagen“, sagt Büsra Yavuz. Zum Abschluss der Basisbildung ist ein Karriere-Campus geplant, in dem Bewerbungen geübt und Recruiting-Tage besucht werden. Dabei wird ein:e -Mitarbeiter:in die Jugendlichen beim Finden eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes unterstützen.
Je nach individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen kann außerdem das Modul „Deutsch sprechen“ belegt werden oder eine der besucht werden. In der Erlachgasse richtet Jasmin Scholz, Abteilungsleiterin Infrastruktur beim ipcenter, dafür mit ihrem Team eine „Genusswerkstatt“ ein. „Wir legen im Anschluss an eine der bereits vorhandenen Küchen für Mitarbeiter:innen, deren Wasseranschlüsse wir verwenden können, zwei Kursräume zusammen.“ So eröffnet sich ausreichend Raum für eine Küchenzeile, eine Arbeitsinsel, auf der Teig für ein Brot geknetet oder Gemüse geschnitten werden kann, einen kleinen Barbereich und einen großen Esstisch mit Sideboard. „In der Genusswerkstatt werden nicht nur Speisen zubereitet, sondern es wird auch das Decken eines Tischs und das Servieren geübt“, erklärt Jasmin Scholz. Bei einer derart intensiven Beanspruchung müssen die Küche und die Einrichtung besonders robust und leicht zu reinigen sein – eine Herausforderung auch für Jasmin Scholz: „Eine Gastroküche zu planen ist tatsächlich etwas ganz Neues für mich“, sagt die Expertin für die Einrichtung von Schulungsräumen lachend.
Wenn alles fertig ist, können die Jugendlichen hier jeweils eine Woche lang Einkäufe planen, Gerichte zubereiten und natürlich auch essen. Ein:e Trainer:in mit einer Gastronomie- und Tourismus-Ausbildung wird sie auch dabei anleiten, wie sie gut und preisbewusst einkaufen können. „Das ist dann eine Überschneidung mit dem Mathematikmodul“, meint Büsra Yavuz. Sie freut sich auf die Arbeit mit Jugendlichen, die als Zielgruppe neu für sie sind. Erfahrung im Management von Arbeitsmarktprojekten hat sie bereits als Leiterin eines Deutschprojekts bei einem anderen Weiterbildungsinstitut gesammelt. „Ich bin EDV-Kauffrau und habe auch vier Semester außerordentlich Jus studiert, aber nur vom Buch abzuschreiben und auswendig zu lernen, war nichts für mich.“ Also hat sie neben dem Studium als Assistentin in einem Weiterbildungsinstitut angefangen und nach einem Jahr die Leitung des Deutschteams übernommen.
„Am Jugendcollege finde ich es spannend, dass wir ganz verschiedene Module anbieten“, sagt sie über ihre neue Aufgabe im ipcenter. Besonders freut sie sich darauf, dass auch Exkursionen möglich sein werden: „Wir werden mit den Jugendlichen Museen besichtigen, aber vielleicht auch Fußballturniere veranstalten.“ Denn neben dem Erwerb von Basiskompetenzen sei für die Integration von Jugendlichen noch etwas anderes wichtig: Wien in seiner Vielfalt kennenzulernen und aus der Fülle der Angebote die richtigen für sich auszuwählen. Das Jugendcollege wird sie auch dabei .