Wenn der Computer die Nachtschicht verweigert und das Licht Pause macht

Die Computer, Lichtschalter und Wasserhähne im ipcenter haben quasi über Nacht sprechen gelernt  – und noch mehr: Sie pochen plötzlich auf ihre Rechte als unverzichtbare Mitarbeiter:innen des Unternehmens und haben außerdem ein starkes Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickelt: Mach mich aus! Ich brauch auch mal Pause“ appelliert eine Glühbirne auf einem blauen Aufkleber an alle, die beim Verlassen eines Raums am Lichtschalter vorbeigehenComputer mahnen „Nachtschicht steht nicht im Vertrag und rufen so ihre Nutzer:innen zum Abschalten bei Dienstschluss auf. Und wer seine Hände wäscht, stößt beim Blick in den Spiegel auf ein blaues Pickerl mit dem Text: „Bitte dreh mich ab! Ich bin kein Wasserfall.  

Gabrijel Stan0jevic 1 scaled - ipcenterDie quadratischen Sticker mit den witzigen Slogans, die zum sparsamen Umgang mit Wasser und Strom aufrufen, wurden von einem Lehrling entworfenGabrijel Stanojevic absolviert gerade sein 3. Lehrjahr in der von AMS und waff finanzierten Überbetrieblichen Lehrausbildung zur Medienfachkraft. „Das war mein erstes Projekt mit strengen Vorgaben, was Schrift und Farben angeht“, sagt der 22-Jährige. Mit der Umsetzung beauftragt wurden die Medienlehrlinge vom CSR-Team im ipcenter, das Maßnahmen im Sinne der „Corporate Social Responsibility entwickelt und umsetzt.  Was den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen angeht, hatte das Team eine klare Vorstellung: „Es sollten Aufkleber sein, die eine Wirkung auf das Handeln haben, aber diese Botschaft sollte mit Humor vermittelt werden“, sagt Michaela Mauer vom CSR-Team

IMG 8139 1 scaled - ipcenterGabrijel Stanojevic hat diese Vorstellungen umgesetzt, indem er zunächst Entwürfe für die Aufkleber gescribbelt, dann die Icons mit Hilfe des Programms Adobe Illustrator erstellt und die Aufkleber mit InDesign gestaltet hat. Die größte Herausforderung während der einmonatigen Umsetzungsphase seien die Sprüche auf den Aufklebern gewesen, erzählt Gabrijel: „Zuerst hatte ich einfache Texte, so etwas wie ,Bitte das Wasser abdrehen‘. Aber mir wurde schnell klar, dass ich so etwas Langweiliges ja selbst nicht lesen würde. Also habe ich mir witzigere Sprüche überlegt, die eine Verbindung zur Arbeit haben sollten.“ Seine Botschaften kommen an: „Das ist mit feinem Humor gestaltet und wirkt daher umso stärker“, meint Elena Karloff. „Gabrijels Sprüche waren die kreativsten, das gab den Ausschlag, aber auch die schlichte und doch wirkungsvolle Gestaltung hat uns überzeugt“, ergänzt Siegfried Boso-Gansch.  

Dass die ÜBA nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, zeigte sich auch bei einem zweiten Auftrag, den die Medienlehrlinge für das CSR-Team umsetzten. „Wenn wir junge Menschen ausbilden, dann soll das mit viel Bezug zur Praxis passieren, und ein Aspekt davon ist unser eigenes Unternehmen“, sagt Michaela Mauer. Nachdem sich die Mitarbeiter:innen in einer Umfrage für eine sorgfältigere Mülltrennung ausgesprochen hatten, entwarfen die Medienlehrlinge Plakate mit Erklärungen des Konzepts und Aufkleber für alle Mistkübel im Unternehmen. „Auch hierfür gab es ein klares Briefing aus der Nachhaltigkeitsabteilung und wir waren die Vermittler:innen zu den Lehrlingen”, erklärt Siegfried Boso-Gansch.  

IMG 8204 1 scaled - ipcenterNour Zaeem, die seit eineinhalb Jahren eine Überbetriebliche Lehrausbildung zur Medienfachkraft absolviert, eroberte mit ihren Entwürfen die Plätze an den Wänden und auf den Mistkübeln des ipcenters. Das Plakat realisierte sie mit dem Programm Adobe InDesign. „Es sollte eine psychologische Wirkung haben und für möglichst viele Menschen verständlich sein“, erklärt Elena Karloff. Sowohl die mehrfarbige als auch die mehrsprachige Gestaltung seien aufwändig gewesen, erzählt Nour: Das ursprüngliche Farbkonzept sei verworfen worden, weil die Verwendung der gelben Farbe zu sehr an das Mülltrennungssystem in Deutschland erinnert habe, und auch sprachlich habe es mehrere Änderungen gegeben: „Es wurde immer wieder neu überlegt, welche Informationen wirklich auch dem Plakat stehen müssen und welche nicht und wie ich sie am besten anordnen kann.“ Beim Übersetzen des Konzepts in mehrere Sprachen hat sie sich von Google Translate und ChatGPT helfen lassen. 

Die runden Sticker auf den Mistkübeln gestaltete die 25-Jährige mit dem Programm Adobe Illustrator, wobei sie keinerlei Vorlagen verwendet, sondern alles selbst gezeichnet hat. „Sie hat also nichts kopiert, nichts schnell heruntergeladen, sondern sich stattdessen überlegt, welche Gegenstände am besten erkennbar sind und wie sie gestaltet werden können“, erläutert Elena Karloff. Diese kreative Eigenleistung sei unter anderem ausschlaggebend dafür gewesen, dass sie sich mit ihren Entwürfen gegenüber anderen Lehrlingen durchgesetzt habe, sagt Siegfried Boso-Gansch.  

„Die Gestaltung der Sticker hat mir am meisten Spaß gemacht“, erinnert sich Nour. So hat sie etwa einen zerbrochenen Bleistift für den Restmüll, eine braune Tragetasche für das Altpapier und einen Kaffeebecher für Metall & Plastik ausgewählt. Auch die dritte Teilaufgabe im Projekt hat sie mit Bravour erfüllt, indem sie ein Video gestaltet hat, das das Mülltrennsystem mit Hilfe von Animationen innerhalb von 30 Sekunden verständlich macht. Für ihre künftige Berufstätigkeit nimmt sie vieles aus der zweimonatigen Entwicklungsphase mit: „Ich habe in diesem Projekt nicht nur viel über die Computer-Programme gelernt, sondern auch darüber, wie wichtig die Kommunikation in einem Projekt ist.“

Mach mich aus Sticker beim Lichtschalter scaled - ipcenterBitte dreh mich ab Sticker beim Wasserhahn scaled e1764860168232 - ipcenter

Muelleimer mit den von den Lehrlingen designten Stickern zur Muelltrennung scaled - ipcenter