Bildungsprojekte | internationale Projekte | Gesundheit

Mit IDEAL Pflegekräften den Weg nach Österreich ebnen

Pflegekräfte aus anderen Ländern sind in Österreich, wo es an Personal im Gesundheitsbereich mangelt, sehr willkommen. Doch was, wenn der medizinischen Fachkraft aus der Slowakei und Ungarn die deutschen Worte fehlen, um ein Gespräch am Krankenbett zu führen? Mit seiner Expertise in Sachen Bildung möchte das ipcenter diese Lücke schließen und hat dafür zusammen mit Partner:innen aus Deutschland, der Slowakei und Ungarn und der Internetplattform uugot.it Videos produziert, mit deren Hilfe Pflegekräfte Deutsch für typische Situationen ihres Berufs lernen können.

Geboren wurde die Idee für IDEAL, so der Name des Projekts, der für „Innovative Digital Language Learning” steht, im Frühjahr 2021. „Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass es massiv an Pflegepersonal mangelt, und wir haben uns gefragt, wie wir dem System helfen können”, erzählt Ivana Ostojic Brenner, die das Projekt bei ipcenter leitet. Zusammen mit ihrem Team und einem Konsortium aus internationalen Partner:innen bewarb sie sich beim EU-Programm Erasmus+ erfolgreich um eine Förderung. „Bei Erasmus+ geht es nicht wie bei dem bekannten Erasmus-Programm um einen Austausch für Studierende, sondern es ist ein Fördergeber, der zweimal im Jahr eine Ausschreibung macht und unter anderem Innovation und Digitalisierung im Bildungsbereich unterstützt”, erklärt Ivana Ostojic, die mit ihrem Projekt diese Kriterien erfüllte: „Videos zum Sprachenlernen, die auf eine Fachsprache fokussiert sind, gab es bislang nicht.”

Wie Menschen mit Diabetes zur Fußpflege angeleitet werden können, ist ebenso Thema in den drei- bis fünfminütigen Videos wie präoperative Gespräche oder eine Visite am Krankenbett. „Wir haben uns Curricula aus verschiedenen Ländern angeschaut und daraus den Lehrstoff und die Szenarios für die Videos entwickelt”, sagt Ivana Ostojic. Unterstützt wurde das ipcenter, das als führender Partner im Projekt für den methodisch-didaktischen Teil zuständig ist, dabei vom Campus Leopoldstadt, einer Schule für Gesundheits- und Krankenpflege im 2. Wiener Gemeindebezirk, und von der ÖJAB, der Österreichischen JungArbeiterBewegung, die stationäre und mobile Pflege anbietet. Mit ihnen startet das ipcenter im Herbst 2023 auch ein Pilotprojekt, in dem mit je einem Deutschtest am Anfang und am Ende eines Kurses der Zuwachs an fachsprachlichen Deutschkenntnissen erhoben werden soll.

Mit den Videos können in Ausbildung befindliche oder bereits ausgebildete Pflegekräfte den Wortschatz für Dialoge mit Deutsch sprechenden Patient:innen erwerben. Grundkenntnisse der Sprache auf dem Niveau A2 oder A2+ werden dabei vorausgesetzt. Die Videos, die für die Nutzer:innen kostenlos sind, seien sowohl für das Selbststudium als auch für die Verwendung in Spachkursen geeignet, betont Ivana Ostojic. Deshalb seien eine Zielgruppe des Projekts auch die Trainer:innen, für die es ein Handbuch gibt. Auf uugot.it werden nicht nur die Videos, sondern auch passende Übungen bereitgestellt. Außerdem erstellt der deutsche Partner ein interaktives Wörterbuch.

Von dem Projekt profitieren könne aber auch jenes medizinische Fachpersonal, das im Ausland lebt und arbeitet, aber zum Beispiel bei Kongressen in Wien Weiterbildungen auf Deutsch absolvieren möchte und das dafür notwendige Sprachverständnis mit Hilfe der Videos erwerben kann. „Außerdem gibt es ja auch viele Österreicher:innen, die eine medizinische Behandlung in der Slowakei oder in Ungarn in Anspruch nehmen wollen und dort dann auch von Ordinationshilfen auf Deutsch betreut werden müssen”, sagt Ivana Ostojic.

Die Wienerin mit Wurzeln in Bosnien-Herzegowina hat zum einen viel methodisch-didaktisches Know-How aus ihrer zehnjährigen Tätigkeit als Trainerin unter anderem für Englisch, SAP und Job-Coaching in das zweijährige Projekt eingebracht. Zum anderen hat sie viel gelernt aus ihrem „Baby-Projekt”, das sie so bezeichnet, weil es das erste ist, das sie von Anfang an mitentwickelt und eingereicht hat. „Die erste Herausforderung war, dass die Kommunikation mit unseren Partner:innen wegen der Pandemie zunächst nur online stattfand und wir den menschlichen Aspekt nachholen mussten.” Weil die Videos nicht nur technisch, sondern auch sprachlich eine hohe Qualität haben sollten, wurden die Rohversionen noch einmal überarbeitet.

Eine weitere Herausforderung war die Frage, wie die Zielgruppe von IDEAL, also (angehende) Pflegekräfte mit nicht-deutscher Muttersprache, überhaupt erreichen werden kann. „Dafür haben alle Kooperationspartner Listen mit möglichen Adressaten erstellt und diese dann angesprochen.” In Österreich hat sich auf diese Weise zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Campus Leopoldstadt und der ÖJAB ergeben.

Gelernt habe sie zudem viel über Koordination und internationale Teamführung, sagt Ivana Ostojic Brenner, vor allem, sich an verschiedene Kommunikationsstile anzupassen und dabei von der Benennung von Dokumenten über die Terminübersicht bis zum Protokoll der Meetings immer transparent zu kommunizieren: „Ein internationales Konsortium kann nur funktionieren, wenn man Informationen teilt.” Dass sie mit ihrem „Baby-Projekt” auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich auch daran, dass bereits ein Nachfolgeprojekt in Arbeit ist: „Wir denken über IDEAL 2.0 nach, wo wir noch stärker digitalisieren wollen, indem wir mit Virtual oder Augmented Reality arbeiten.“

 

Weitere Beiträge zu diesem Thema: 

Fachkräfte aus Drittstaaten: gekommen um zu bleibenFachkräfte aus Drittstaaten: Gefunden, um zu Bleiben
m Herbst 2023 steigen von ipcenter vermittelte Fachkräfte in Tunesien ins Flugzeug, um in Österreich ein neues Leben zu beginnen. Ein wichtiger Schritt, auch für Tünde Ofner und ihr Team „Internationale Fachkräfte“ im ipcenter: Sie haben sich in Kooperation mit einem tunesischen Partnerinstitut auf die Suche nach Menschen gemacht, die eine Ausbildung im Gesundheitsbereich haben

Teilnehmerinnen des EnFinCap Trainings wird durch Wissensvermittlung ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit bereit gestellt.Trainieren statt nur zu träumen
Für den Schritt in die Selbstständigkeit ist Neja Macem noch sehr jung. Mit ihren 21 Jahren hat sie gerade einmal erste Erfahrungen in ihrem Beruf als Kosmetikerin gesammelt. Und doch weiß sie bereits jetzt, wie sie erfolgreich einen eigenen Schönheitssalon betreiben könnte: Zusammen mit mehr als 40 anderen Frauen hat sie im ipcenter

EnFinCap: Mit Bildung Unternehmerinnen stärken
Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Wir sind davon überzeugt, dass Bildung wirtschaftliche und persönliche Entwicklung ermöglicht und antreibt. Und wir unterstreichen diesen Glaubenssatz heute doppelt mit dem von der EU geförderten Bildungsprojekt „EnFinCap“, an dem wir gemeinsam mit Unternehmen