„Beim Video kannst du nicht nachfragen“
Wer sich heute für einen Beruf entscheidet, weiß vor dem Hintergrund des raschen technologischen Wandels und weltweiter Krisen oft nicht, wie er in Zukunft aussehen oder wie lange es ihn überhaupt noch geben wird. Lebenslanges Lernen ist daher unverzichtbar geworden, außerdem stehen Arbeitszeiten und oft auch Arbeitsorte zur Diskussion.
Im ipcenter haben Jugendliche die Möglichkeit, überbetriebliche Lehrausbildungen (ÜBA) in ganz unterschiedlichen Bereichen zu absolvieren. Wie sie ihre berufliche Zukunft sehen und was ihnen in punkto Job besonders wichtig ist, haben wir angehende Friseur:innen (Stylist:innen), Hörgeräteakustiker:innen, Medienfachkräfte sowie Teilnehmende unserer Berufsausbildungsangebote gefragt.
Neu im Boot sind ein gutes Dutzend Jugendliche, die gerade in ihr erstes Lehrjahr der ÜBA Fitnessbetreuung gestartet sind. Mutaz Almustafa, Aria Tahiri und Kasra Robatian verbindet ihre Leidenschaft für Sportarten wie Fußball oder Karate und sie trainieren zudem regelmäßig in einem Fitnessstudio. Alle drei sind davon überzeugt, dass sie eine für ihren Beruf zentrale Fähigkeit mitbringen: Andere Menschen mit der Begeisterung für Sport anzustecken und zu körperlicher Bewegung zu motivieren.
Kasra Robatian, 20 Jahre

„Nach dem Besuch einer HTL war ich arbeitslos und habe in einem Kurs vom AMS einen Fragebogen ausgefüllt, mit dem meine Interessen ermittelt wurden. Als Ergebnis kam heraus, dass ich sehr interessiert an Sport bin und eine Ausbildung zum Fitnessbetreuer daher gut für mich geeignet wäre. Und das stimmt, ich bin nur vorher gar nicht auf die Idee gekommen, dass es diesen Beruf gibt und dass ich darin eine Ausbildung machen könnte.
Ich habe acht Jahre lang Karate gemacht und gehe seit zehn Monaten fast täglich ins Gym. Um zu wissen, wie die Übungen an den Geräten ausgeführt werden sollen, habe ich mir viele Videos angeschaut, die mir sehr geholfen haben. Trotzdem denke ich, dass der Mensch im Trainingsbereich unersetzbar ist. Ein paar Dinge macht man immer falsch und da kannst du dann leider nicht beim Video nachfragen. Das kann nur ein Mensch sehen und korrigieren. Von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass der Fitnessbereich automatisiert wird.
Praxiserfahrungen habe ich also schon einige, aber die Theorie fehlte mir noch völlig. Darum finde ich es sehr interessant, dass wir in der Ausbildung viel über Anatomie und Physiologie lernen. Da ich selbst sehr motiviert und diszipliniert bin, denke ich, dass es mir auch liegt, andere zu motivieren, was für einen Fitnessbetreuer sehr wichtig ist.
Nach der Ausbildung würde ich gern eine Zeitlang in einem Fitnesscenter und danach freiberuflich als Personal Coach tätig sein. Dass ich in diesem Beruf wahrscheinlich oft abends oder am Wochenende arbeiten muss, stört mich nicht. Wenn man sich die Zeit gut einteilt, lassen sich Arbeit und Privatleben trotzdem gut vereinbaren.”
Aria Tahiri, 19 Jahre
„Nach der HTL wollte ich irgendetwas werden, was mit Sport zu tun hat, denn ich bin sehr sportlich. Viel Mal in der Woche spiele ich Fußball in einem Team, zusätzlich gehe ich zwei Mal wöchentlich ins Fitnessstudio. Als ich dort mit dem Training begonnen habe, habe ich mir Videos angeschaut und außerdem haben mir mein Bruder und mein Vater viele Übungen gezeigt.
Für den Beruf der Fitnessbetreuerin eigne ich mich, weil ich selbst gern andere motiviere. Es würde mir nichts ausmachen, abends zu arbeiten, da ich auch jetzt immer abends zum Training gehe, aber an den Wochenenden hätte ich gern frei. Nach der Ausbildung möchte ich gern ein paar Jahre in einem Fitnessstudio arbeiten und könnte mir dann gut vorstellen, ein eigenes Studio zu leiten.
Ein Fitnessbetreuer kann auch aber auch gut in Vereinen oder an Schulen arbeiten, da es ein gefragter Beruf ist. Die KI wird die Menschen in diesem Beruf meiner Ansicht nach nicht ersetzen können, da sie höchstens Übungen allgemein vorzeigen, aber nicht individuell korrigieren kann, wenn zum Beispiel eine Übung mit einer falschen Haltung ausgeführt wird.“
Mutaz Almustafa, 16 Jahre

„Ich interessiere mich sehr für Sport. Früher habe ich Fußball gespielt, heute gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio. Am liebsten mache ich dort Übungen für Schultern und Trizeps, wobei ich lieber mit Maschinen als mit Hanteln trainiere.
Als Fitnessbetreuer ist es ganz wichtig, Leute motivieren zu können. Mir ist das gelungen, als ich einem meiner Freunde, der übergewichtig war, gut zugeredet habe, mit mir zusammen ins Gym zu gehen. Auf diese Weise hat er innerhalb von drei Monaten zehn Kilo verloren.
Das Beispiel zeigt, dass die Motivation durch einen Trainer oder eine Trainerin im Fitnessbereich eine entscheidende Rolle spielt. Auf Google und ChatGPT findet man zwar viele Übungen, die man sich auch vorzeigen lassen kann, aber damit man sie auch wirklich macht, ist die Motivation entscheidend.
Nach der Ausbildung möchte ich erst einmal in einem Fitnessstudio arbeiten. Dass man dort auch später am Abend sein muss, ist zwar nicht ideal, denn manchmal liegt ein Gym weit von der eigenen Wohnung entfernt, aber das muss man in Kauf nehmen, schließlich gibt es in jedem Beruf Vor- und Nachteile. Eines meiner größten Ziele ist es, irgendwann ein eigenes Fitnessstudio zu haben.“
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