Von der Sängerin über die Sommelière zur Elementarpädagogin

Integration auf zwei Ebenen voranbringen: Das ist das Besondere am Bereich Elementarpädagogik im Projekt Jobs plus Ausbildung, das von waff und AMS gefördert wird. Zum einen erhalten Menschen mit Interesse an einer Arbeit mit Kindern einen sicheren Einstieg ins Berufsleben, indem sie eine Ausbildung absolvieren und im Anschluss einen fixen Job erhalten. Zum anderen fördert das Projekt die Integration von Jungen und Mädchen, die eine andere Erstsprache als Deutsch haben und daher auf eine gute Versorgung mit Kindergartenplätzen und auf qualifiziertes Personal angewiesen sind, um die Sprache ihres neuen Heimatlandes bis zum Schuleintritt gut zu erwerben.  

Im ipcenter werden für angehende Elementarpädagog:innen, die eine Ausbildung an einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (Bafep) machen möchten, spezielle Deutschkurse angeboten, damit sie ihre Kenntnisse dann ihrerseits an die Kinder weitergeben können. „Für die Integration ist es sehr wichtig, dass die Kinder schon früh sehr gut Deutsch lernen“, sagt Projektassistentin Irina Janka. Von den Teilnehmer:innen der beiden derzeit am Standort Breitenfurter Straße laufenden Kurse ist sie begeistert: „Viele von ihnen sind schon mit sehr guten Deutschkenntnissen hierhergekommen, sie diskutieren über alle möglichen Themen miteinander und sind sehr selbstständig, was die Beschaffung von notwendigen Informationen angeht.“  

Portrait von Jujuma BalaoianiEine dieser Teilnehmer:innen ist Jujuma Baloiani. Die 41-Jährige ist Mutter eines vier Jahre alten Sohns und einer zwei Jahre alten Tochter. Sie stammt aus Georgien und hat dort die Matura gemacht, lebt nach einer Zwischenstation in Deutschland aber schon seit 18 Jahren in Österreich. 

Ihr Weg zur Elementarpädagogik: Schon als Kleinkind habe ich Klavier und Geige gespielt, später wollte ich Sängerin werden und habe eine entsprechende Ausbildung an der Musikhochschule absolviert. Mit dem Beruf der Pädagogin bin ich schon vor dem Studium Kontakt gekommen, als ich ein einjähriges Praktikum in einem Kindergarten absolviert habe. Und auch nach dem Studium bin ich wieder dort gelandet, als ich von einem Au-Pair-Programm erfahren habe, das mich erst nach Deutschland und dann nach Österreich geführt hat. Danach gab es noch Zwischenstationen an der Modedesign-Schule in Michelbeuern und in der Gastronomie, wo ich eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau und zur Sommelière abgeschlossen habe. Eigentlich wollte ich ein eigenes Restaurant eröffnen, aber dann kam Corona und meine beiden Kinder wurden geboren. Als mein Sohn in den Kindergarten kam, wurde mir schnell klar, wie dringend dort Elementarpädagog:innen gebraucht werden, als ein ganzes Jahr lang nach einer Kindergärtnerin gesucht wurde.  

Der Deutschkurs im ipcenter: Bis auf einen 28-stündigen Vorbereitungskurs für die B2-Prüfung habe ich bislang noch keinen Deutschkurs gemacht. Als wir dort etwas im Passiv schreiben sollten, konnte ich es nicht, und in der Prüfung wurde mir gesagt, dass ich zu wenige Artikel benutze. Weil ich jetzt als Elternvertreterin im Kindergarten auch sehr viele E-Mails schreiben muss, bin ich sehr dankbar für das Angebot, meine Grammatikkenntnisse zu erweitern und zum Beispiel das Plusquamperfekt zu lernen, was wir auch mit Hilfe der Online-Lernplattform tun können. Beim Wortschatz kann ich schummeln, aber Lücken in der Grammatik lassen sich nicht vertuschen. 

Tipps zum Deutschlernen: Ich habe auf dem Weg zur Arbeit immer deutschsprachige Zeitungen gelesen und außerdem lese ich viele Bücher auf Deutsch. Fernsehen schaue ich ebenfalls nur auf Deutsch und die Sprache meines Handys ist schon lange umgestellt. Dass ich auch auf Deutsch denke, habe ich auch meiner Gastmutter zu verdanken, bei der ich als Au-Pair war. Drei Monate lang habe ich kaum ein Wort gesagt, aber immer gefragt, wie die Dinge heißen. Als ich dann plötzlich Deutsch zu sprechen begonnen habe, waren alle ganz erstaunt.   

Kindergärten in Österreich: Als mein Sohn in den KIWI-Kindergarten gekommen ist, hatte ich Angst, dass ihn die altersgemischten Gruppen überforde rn, aber jetzt bin ich total überzeugt von diesem Konzept. Die älteren Kinder passen auf die jüngeren auf und alle lernen so voneinander. Ich mag diese Offenheit; ich finde es sehr wichtig, Kinder nicht einzusperren. In den Kindergärten in Georgien gibt es keine altersgemischten Gruppen. Meine Zeit im Kindergarten dort habe ich nicht gut in Erinnerung, ich durfte zum Beispiel nicht mehr auf die Toilette gehen, wenn schon Zeit für den Mittagsschlaf war. Heute und hier ist es gut, dass Strenge und das Erzeugen von Angst nicht mehr als Erziehungsmittel gesehen werden. 

Weitere Beiträge zu diesem Thema