Altersmanagement ist keine Einbahnstraße
Obwohl sie mit 27 Jahren selbst noch recht jung ist, hat Irene Castillo Abad in den vergangenen Monaten sehr viel über ältere Menschen gelernt. „Früher habe ich nur die Probleme von jungen Menschen gesehen, was zum Beispiel Berufseinstieg, Karriere oder Work-Life-Balance angeht. Ich dachte immer, dass Ältere im Job oder bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben so routiniert sind, dass sie keine Probleme mehr haben.“ Durch ihre Arbeit für das Projekt IntegrAGE hat sich ihre Wahrnehmung jedoch grundlegend verändert: „Ich habe sehr viel über Altersdiskriminierung gelesen und weiß jetzt, dass auch die letzten Berufsjahre herausfordernd sein können.“
Genau an diesem Punkt setzt Irene Castillo Abad mit einem großen Team von 15 Projektpartner:innen aus zehn Donauländern an: Sie entwickeln Maßnahmen, die zur sozialen Inklusion älterer Beschäftigter beitragen und das Lernen der Generationen voneinander fördern. Eine ihrer Erkenntnisse aus dem Anfang 2024 gestarteten Projekt ist, dass Altersmanagement keine Einbahnstraße ist, sondern in beide Richtungen funktionieren muss. „Wir müssen ganzheitlich denken und berücksichtigen, dass es am Ende einer beruflichen Laufbahn genauso schwierig sein kann wie am Anfang.“
Hintergrund der Initiative ist einerseits die demographische Entwicklung in der EU, wo der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung stetig wächst, und andererseits der rasche technologische Wandel. „Der Umgang mit immer neuen Technologien ist oft gerade für Ältere herausfordernd“, erläutert Irene Castillo Abad. Hier ist jede Unterstützung willkommen: „Wir entwickeln gerade ein Mentoring-Konzept und ein Buddy-System für Unternehmen.“ So können Ältere vom technischen Know-how der jüngeren Kolleg:innen profitieren, während diese gleichzeitig am Erfahrungsschatz der älteren Mitarbeiter:innen teilhaben können.
Bei Irene Castillo Abad, die in Wien einen Bachelorabschluss in Kultur- und Sozialanthropologie und in Spanien einen Masterabschluss in Business Administration und Projektmanagement gemacht hat, laufen die Fäden des Projekts zusammen: „Ich unterstütze unseren Lead Partner in Slowenien bei der Koordination und der strategischen Planung.“ Dabei kommen Irene sowohl ihre vielseitige Ausbildung als auch ihre Berufserfahrung zugute: Erste Station ihrer Karriere war eine vierköpfige nordspanische Firma, die Erasmus+-Projekte entwickelte und durchführte.
Auch IntegrAGE ist ein transnationales Förderprogramm im Rahmen des Interreg-Programms für den Donauraum (DRP), das von der EU kofinanziert wird und – wie Erasmus+-Projekte – auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit abzielt. Irene Castillo Abad koordiniert zum einen dieses spannende Projekt, das noch bis Mitte 2026 läuft, zum anderen verfolgt sie aktuelle Entwicklungen im Altersmanagement, veranstaltet Meetings, Workshops und impulsgebende Konferenzen und entwickelt nicht zuletzt auch Trainingskonzepte und die dafür notwendigen Unterlagen. „Wir haben zum Beispiel einen acht Module umfassenden Moodle-Kurs erstellt, mit dem Führungskräfte und HR-Abteilungen auf spielerische Weise lernen können, wie sie in ihrem Unternehmen ein gesundes Arbeitsumfeld gestalten und das Lernen der Generationen voneinander fördern können.“ Ein Toolkit zum Thema Altersmanagement bietet einen Überblick über bereits bestehende Instrumente, die von Unternehmen und Organisationen entwickelt wurden, sowie über Materialien , die im Rahmen von IntegrAGE erstellt wurden. Damit wird beispielsweise ermöglicht, die eigenen Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt besser einzuschätzen, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern oder Mentoring-Programme innerhalb eines Unternehmens zu planen. So gewinnen nicht nur ältere Mitarbeiter:innen, Arbeiterkammern, Bildungszentren und Unternehmen neue Erkenntnisse, sondern auch diejenigen, die all diese Tools entwickeln, sagt Irene Castillo Abad: „Wir lernen selbst laufend dazu.“
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